Kopie Pakistan
Ab jetzt wird links gefahren
An der pakistanischen Seite wurden wir sehr freundlich empfangen. Es gab Tee mit Milch und wir plauderten
mit den Grenzern über unsere bisherige Reise. Die Zeit wurde noch um eine halbe Stunde vorgestellt, so dass
wir gegen 14 Uhr weiterfahren konnten, nachdem wir die Strassenseite nach links gewechselt haben.
Anfangs waren die Strassenverhältnisse ganz gut, aber es herrschte wieder der kalte Seitenwind vom Norden,
der Sand oft über die komplette Strasse wehte. Unsere Geländereifen erwiesen sich als sehr gut, das Wetter
wurde besser, die Strassenverhältnisse dafür schlechter, bis es dann in eine Schotterpiste überging. Bei
Dämmerung erreichten wir den Ort Dalbadin, recht belebt, mit Kneipen und einigen kleinen Hotels (natürlich
weit entfernt vom europäischem Standard). Die Schlafzimmer waren offen und mit Matten oder Teppichen
ausgelegt. Staubig war es überall, wir befanden uns ja mitten in der Wüste. In unserem ausgewählten
Guesthouse lernten wir einen Pakistani, namens Ashfiqu, kennen.
Anfangs reserviert, wurde er von Minute zu Minute immer redseeliger und er war neugierig, konnte er die
englische Sprache, hatte aber noch nie mit Europäern zu tun. Er lud uns zum Essen im Guesthouse ein
und erzählte uns dann, dass er ein wichtiger Beamter aus Quetta sei und nun beauftragt, Bevölkerungs-
statisiken zu erstellen. Nach dem Essen gingen wir noch Tee trinken, dabei unterhielten wir uns über die
Unterschiede von pakistanischer und deutscher Heirat. Als ich dann ins Bett ging, wollte er von Roland
noch wissen, welche Geschlechtsverkehrspraktiken in unserer Heimat angewandt werden und ob er
schon mal einen Pornofilm gesehen habe.
05.04.1996 Dalbandin kmSt. 23.735
Am nächsten Morgen weckte uns Mr. Ashfaqu auf, dass wir das gemeinsame Frühstück nicht versäumen.
Sein Ton war wie am Vorabend. Es klang immer wie ein Befehl wenn er etwas sagte, aber er war eigentlich
sehr nett. Nachdem wir seinem Wunsch nachkamen, sich mal auf eines unserer Motorräder setzen zu
dürfen, verabschiedeten wir uns. Er war wirklich den Tränen nahe und von den Erinnerungsfotos, mussten wir
ihm versprechen, Abzüge zu schicken. Außerdem wollte er noch eine Kleinbildkamera und deutsches Parfüm.
Der Nordwind blies uns wieder fast von der Strasse, als wir endlich wieder auf dem Weg in Richtung Quetta
unterwegs waren. Riesige Sanddünen versperrten uns immer wieder den Weg. Dann erreichten wir ein Gebirge
und sowohl das Wetter, als auch die Strasse wurde besser. Wir erreichten Nushki, ganz nahe der afganischen
Grenze. Beim Mittagessen lernten wir wieder einen Pakistani näher kennen, er durfte dann mit meiner BMW eine
Dorfrunde drehen, dafür ließ er das Gestell meiner Frontscheibe schweißen. Sie war inzwischen an mehreren
Stellen gebrochen. Zum ersten Mal erlebten wir einen Schlangentomteur, wie er gleichzeitig 2 Kobras mit einer
Flöte beschörte, aber soweit ich weiß, sind doch Schlangen taub und reagieren nur auf die Bewegung der Flöte.
Lebensweise der Kobra
Königskobras gehören zu den überwiegend tagaktiven Schlangen. Die Königskobra lebt einzelgängerisch
und geht Artgenossen wie auch dem Menschen eher aus dem Weg. Sie ist im Grunde genommen nur wenig
aggressiv und geht nur auf Konfrontation, wenn sie keinen anderen Ausweg sieht. Nur Weibchen, die ein
Gelege schützen, sind ausgesprochen aggressiv und angriffslustig. Bei Bedrohung richtet sich eine Königskobra
auf und kann dadurch eine Höhe von 100 bis 150 Zentimeter erreichen. Aus dieser Position kann sie blitzschnell
nach vorne schießen und zubeißen. Markantes Merkmal der Königskobra ist das hutartige Aufspreizen der
Nackenhaut. Dies wird durch verlängerte Halsrippen ermöglicht, die die lose Nackenhaut seitlich ausdehnen
können. Die Königskobra gilt als gute Schwimmerin und kann ebenso gut klettern. Königskobras können
fauchen. Dies wird durch Membranen in der Luftröhre hervorgerufen. Gelegentlich kommt es vor, das männliche
Königskobras trächtige weibliche Königskobras töten. Die Forscher sind sich nicht sicher, ob es sich um eine
Aggression der Männchen handelt oder ob es normal ist, dass die Männchen trächtige Weibchen töten.
Gegen 14 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Quetta. Die Stadt schockierte uns mit Großstadtverkehr, Stau und Qualm.
Alle LKWs waren bunt bemalt, wir bekamen ein kostenloses ununterbrochenes Hupkonzert. Was die LKWS und PKWs nicht
schafften, dafür sorgten Rad- und Mopedfahrer und vor allem die Ritschas, vollkommenen Verkehrsstau..
Trotzdem fanden wir das Hotel Marshum, in dem ein Australier mit seiner Moto Guzzi und ein schweizer
Pärchen (Bea und Walter Burdr), übernachteten. Die 3 waren auf dem Rückweg in den Iran.
Da sie sich schon über ein halbes Jahr in Indien aufhielten, konnten sie uns natürlich
gute Ratschläge mit auf den Weg geben. Der Australier war auf dem Weg nach England und wollte
uns im kommenden Juli besuchen kommen. Das Hotel ist billig und taugt zum Schlafen.
Quetta 07.04.1996 kmSt 24.079
Nach 183 km längs der Bahn kamen wir in Quila Saifullah an, versorgten uns mit Obst und Cola und machten
dann außerhalb, abseits der Strasse, unter hohen Bäumen eine Rast. Bis Zhob war die Strasse sehr schlecht.
Zhob ist ein dunkles Nest, nahe der afganischen Grenze. Im einzigen Guesthouse lehnte man uns ab und so bezogen
wir einen Unterschlupf, wie eine Höhle, wo wir gerade mal unser Matten ausbreiten konnten. Nach einer Stunde
Ruhepause gingen wir in einen Aufenthaltsraum. Alles war dunkel und dreckig. Mit einem Schuldirektor und einem
Architekten kamen wir dann in ein Gespräch. Dabei ließ sich eine gewisse Antipathie gegen Deutsche nicht leugnen.
Zhob gehört zur gefährlichsten Gegend in Pakistan, alle Männer tragen eine Kalaschnikow. Der Architekt
begleidete uns dann in ein "Restaurant" und wir bestellten Steakfleisch. Jede Portion bestand aus 5 Brocken gegrilltem,
aber inzwischen kalt gewordenem Ziegenfleisch. Das alte Fett blieb beim Schlucken am Gaumen kleben. Unser
Begleiter erklärte uns einige Gebräuche in dieser Gegend, so sei lachen oder sogar nur lächeln ein Zeichen der Angst.
Blutrache sei an der Tagesordnung und Frauen haben ungefähr den Wert eines Esels. Wenn ein Mann eine Frau
erschießt, droht ihm höchstens als Strafe, dass er einen Esel an die Familie der erschossenen Frau abgeben muss.
Er erzählte uns noch von seinem Studium in Kanada, gegen 22 Uhr legten wir uns in unsere Höhle zum Schlafen.
Zhob 08.04.1996 kmSt. 24.412
Dara Ismail Khan 09.04.kmSt. 24.614
Bevor wir weiterfahren konnten, mussten wir erst den Schwingungsdämpfer an Roland`s Maschine reparieren, er war
gestern bei unserem bisher schwersten Streckenabschnitt in Mitleidenschaft gezogen worden. Am Westufer des Indus
entlang ging es dann bis zum 11,5km breiten Staudamm Chashma Barrage. Anschließend sahen wir auf beiden Seiten der
Strasse viele Moscheen, bevor wir über Miauwali,Talagang, Fateijang, Islamabad erreichten.
Gleich bauten wir unser Zelt im Touristcamp auf. Wir trafen ein Berliner Paar und einige Engländer, die auf ihre Visas für den Iran warteten. Auf dem Basar tranken wir eine Cola und Roland wurde von einer Gruppe Pakistani in ein Gespräch verwickelt.
Zurück im Camp erfuhren wir, dass immer am Donnerstag bei der australischen Botschaft Bier ausgeschenkt wird. Das wäre
dann übermorgen, mal sehen ob bis dahin unsere Magen- Darmprobleme ein Ende haben.
Islamabad 10.04.1996 kmSt. 25.007
Heute ist relaxen angesagt. Beim Frühstück, Kaffee, letzte Büchsenstadtwurst und Brot machten uns die Berliner neugierig auf das Himalayagebirge. Mein Jugendtraum, der mich nicht mehr losließ, seit meinem 11 Lebensjahr, als ich im Erdkundeunterricht, bei Herrn Pürner, das erste Mal vom Pamirknoten hörte. Die dunkelbraune Reliefkarte mit den höchsten Bergen der Welt, wollte mich nicht mehr loslassen und jetzt stehe ich direkt davor, zum Greifen nahe, unbeschreiblich. Wir unternahmen einen Stadtbummel in Islamabad, schrieben ein paar Ansichtskarten und ich begann meinen ersten Zeitungsbericht. Außerdem ließen wir unsere BMWs waschen, nach den Strapazen haben sie es verdient, mal richtig gereinigt zu werden. Wir lernten noch einen extremen Islamisten kennen, Ein Österreicher, mit einem langen Bart. Er erzählte uns von seinem Glauben, dass er den Koran nahezu auswendig kennt und von seiner Frau und den 5 Kindern. Wir wussten damals nichts von den Talibans, aber er war sicher einer von Ihnen. Nachmittags sahen wir ihn dann nochmal mit seiner Familie, die ihm in gebührendem Abstand folgte.
Als wir zurück ins Camp kamen, grillten die Engländer am Lagerfeuer einen großen Fisch. Es wurde ein lustiger Abend, ich weiß nicht mehr wer den Alkohol und das Gras herbrachte, Als wir dann die Schlafsäcke aufsuchten, lag Roland in meinem, er hatte sie im Suff verwechselt.
Islamabad 11.04.1996 kmSt. 25.020
Wir hatten schon lange nicht mehr so gut geschlafen, packten unsere Sachen, verabschiedeten uns und verließen Islamabad.
Da Roland nur den Karakorum Highway fahren wollte, ich mir aber auch einige Seitentäler anschauen wollte,
beschlossen wir, einige Tage alleine zu fahren, um uns in Gilgit ein paar Tage später, wieder zu treffen. Bei
Wah verabschiedeten wir uns voneinander, er fährt Richtung Abboddabad (Bin Ladens letzter Aufenthaltsort,
bevor er dort am 2.Mai 2011 getötet wurde), ich Richtung Peshawar. In der Nähe des Staudamms werde ich
von der Polizei gestoppt und ich erfahre, dass diese Strasse nur mit Permit zu fahren sei. Ich muss wieder
zur Hauptstrasse zurück, fahre bis Nowshera. Der Verkehr ist schon brutal in Pakistan, es gilt überall, dass
das größere Fahrzeug Vorrang hat und das kleinere ausweichen muss. Da nunmal ein Motorrad kleiner als
ein Omnibus oder ein LKW ist, muss ich die Strasse auch hin und wieder in den Graben verlassen, wenn mir
überholende größere Fahrzeuge entgegenkommen. Hupen beim überholen heißt "go or die". Sie weichen
keinen cm ab von ihrer Linie. Ein Deutscher, der nicht rechtzeitig ausweichen konnte, wartet im Tourist Camp schon
8 Wochen auf seine Ersatzteile. Richtung Mardan geht es über einen hohen Pass, die Aussicht ist herrlich, schade,
dass es schon zu dämmern beginnt. Ich fahre am Swatfluss entlang, ab Mardan ist stockfinstere Nacht. Ich weiß
Gott sei dank nicht, dass ich mich im gefährlichsten Talibangebiet befinde. Ich hatte noch 100 km bis Minagora.
Ich war einsam unterwegs, fuhr auch nicht allzu schnell, da ich kaum etwas sah. Hin und wieder tauchte ein Auto
hinter mir auf, und wenn es nicht gleich überholte, kam ich mir schon verfolgt vor. Spät nachts erreichte ich die
Stadt und kehrte ins Hotel Pamir ein. Ich gehe noch außerhalb etwas essen (12 kleine Fleischspieße) und kehre
müde ins Hotel zurück.
Auf einer Höhe von 990 Meter (3.250 Fuß) über dem Meeresspiegel, Mingora und Saidu Sharif Partnerstädten ineinander
verschmolzen. Mingora ist die größte Stadt in Swat mit allen Hauptmärkten, Busse und Reisebusse steht, Hotels, Restaurants
und Einkaufsmöglichkeiten, während Saidu Sharif im Süden ist die administrative Hauptstadt des Swat.
Die Basare von Mingora sind faszinierend und einen Besuch wert für handgewebte Wollschals, Jacken und Mützen,
Kunsthandwerk aus Holz, alten Silberschmuck, alte Teppiche, Halbedelsteinen, Swati bestickte Tücher, trockene Früchte,
Honig und importierte elektronische Geräte. Das Heiligtum der Akhund von Swat, Residenz des ehemaligen Wali von Swat, Swat
Museum, Swat Serena Hotel und archäologischen Überreste der Butkara sind auch große Orte zu besuchen und sich an Saidu Sharif.
Regierungstruppen wurden in heftige Kämpfe mit den Taliban engagiert, um ihre Besetzung der Stadt zu beenden. Die Stadt
wird derzeit von der Armee kontrolliert.
Minagora 12.04.1996 kmSt. 25.410
Heute wollte ich das Swat Valley nordwärts bis Kalam fahren und dann, wenn der Weg es zuläßt, über Gabrial in Kotgala auf den Karakorum Highway stoßen. Es glich einem Alpental im Frühjahr. Alles war grün und der Fluss rauschte steil mit wenig Windungen zu meiner linken Seite vorbei. In Bahrein ließ ich mir eine frischgefangene Forelle schmecken. Ich befand mich auf etwa 1500 m, die Berge links und rechts waren allesamt 4000er. es wurde dunkler und merklich kälter. Die Saison hatte noch nicht begonnen, das zeigten mir die geschlossenen Hotels. Als ich den Ort verließ, lief mir ein Junge ins Motorrad, Trotz meiner Vollbremsung streifte ich ihn noch mit meinem Vorderrad. Er stand aber gleich wieder auf und rannte weiter. Wie ich erfahren habe, kann es tödlich sein, bei so einem Vorfall zu halten. Ohne Schuldfrage wird man als Ausländer nach Selbstjustiz verurteilt. Und die Strafen gehen bei Todesfällen bis zum Hängen. Ich fuhr weiter und hoffte hierher nicht mehr zurückkommen zu müssen. Kurz darauf war Schluss, eine Schneelawine versperrte mir den Weg.
Wie man mir mitteilte, war auch ein PKW verschüttet. Auch ein Teil der Fahrbahn war mit ins Tal gerissen worden.
Ich musste also umkehren. Mit gemischten Gefühlen fuhr ich durch Bahrein, aber es passierte nichts. Nun probierte
ich den Shangla Pass, der mich zum Karakorum Highway führen musste. Den ganzen Pass hoch nahm ich einen
Pakistani mit, der sich zwischen mich und mein Gepäck hineinpresste. Oben am Pass war er zu Hause, bedankte
sich herzlich und ich war wieder alleine unterwegs. Der Winter hat seine Spuren hinterlassen, die Strasse abwärts
war immer wieder unterbrochen, da Teile der Fahrbahn einfach weggespült waren. Kurz vor Besham ging es dann
durch einen Fluss. Ich rastete nochmal im Hotel Tash Mahal und war gegen 15 Uhr 30 am Karakorum Highway. Die
fantastische Aussicht veranlasste mich zur Unachtsamkeit und fast hätte mich ein Jeep über den Haufen gefahren.
Das Tal war eng und es lagen kleine und größere Steine auf der Fahrbahn, es war ein unheimliches Gefühl, an der
nassen und schroffen Felswand entlang zu fahren. Die Steine sind ja alle mal runtergefallen und es könnten jeden
Moment Neue kommen. Es ging immer wieder durch kleine Flüsse oder ich musste durch Wasserfälle fahren, die
von der Steilwand herunterkamen. Es war ein Erlebnis nasser Art. 2 Stunden brauchte ich bis Dasu und suchte mir
ein Hotel. 2 18-jährige Burschen sperrten es für mich auf. Ich war der einzige Gast. Die beiden luden mich noch zum
Tee ein. Um 8 Uhr lag ich schon im Bett, als es zu blitzen, donnern und regnen begann. Danach fielen noch 3
Gewehrschüsse. Ich schaute neugierig aus dem Fenster und konnte einige Leute, laut diskutierend, erkennen.
Die Lage beruhigte sich, um 23 kamen meine beiden Freunde nochmal, um eine Stunde miteinander zu reden..
ie
Dazu 13.04.1996 kmSt.25.684
Gegen 8 Uhr konnte ich aufbrechen. Nach 17 km musste ich eine halbe Stunde warten.
Vor mir fanden die Auräumarbeiten statt. Das Gewitter heute Nacht hat wieder einen Bergrutsch
verursacht und einen Teil der Strasse ins Tal gespült. Das Räumfahrzeug beförderte große
Steinbrocken einfach 70, 80 m hinunter in den Indus. In Chilas ließ ich ein weiteres Mal beide
Seiten meiner Scheibenhalterung schweißen. Sinnlos, nach 20 km riß die linke Seite wieder ab.
Am Kontrollpunkt Gilgit stand Roland nicht auf der Klatte, was mich schon einwenig beunruhigt hat,
Was mag da los sein? Ich quartierte mich ins Parkhotel ein, es war sauber und preiswert. Nach
einigen Versuchen Babs, Rolands Frau, in Deutschland zu erreichen, hatte ich Glück, doch sie
wusste auch nichts Neues von ihm. Beim Essen im Hotel, traf ich 2 Deutsche, die im Rahmen der
Entwicklungshilfe Wasserwerke in Pakistan planen und bauen. Wir redeten noch den ganzen Abend
miteinander, aber von Roland gab es keine Spur. Ich gab ihnen noch meine kaputte Scheibe mit,
um sie im Tourist Camp in Islamabad zu deponieren.
Gilgit 14.04.1996 kmSt.25.937
Nachdem Frühstück hab ich mein Motorrad auf etwaige technische Mängel überprüft und wartete auf eine Nachricht
von Roland. Vor lauter Langeweile ging ich zum Bazar. Dann setzte ich mich auf mein Motorrad und fuhr am Fluss
Gilgit entlang bis zur Mündung in den Indus. Das klare blaue Felswasser vermischt sich nur ganz ungern mit dem
braunen Sandwasser des Indus. Der Gilgit zögert das solange als möglich hinaus.
Zurück im Hotel hab ich erstmal 2 Stunden geschlafen, bin dann nochmal zum Bazar zum Kaffeetrinken
gefahren. Um 17 Uhr suchte ich nochmal den Gilgit Checkpoint auf und hab nochmal nach Roland gefragt.
Dann befuhr ich eine der swinging Bridges in der Gegend um zum Hotel zurückzukehren. 5 Minuten später
kam Roland. Er wartete schon seit 2 Tagen im Hotel Hunza Inn.
Zusammen gingen wir dorthin und aßen mit Henriette und Sebastin, 2 holländische Flitterwöchler, zu Abend
und tranken noch ein paar Tassen Tee.. Die beiden erzählten uns von ihre halbjährigen Weltreise. Dann gings
ins Parkhotel zum schlafen. Morgen solles ja ins Hunza Valley eitergehen.
Gilgit 15.04.1996 kmSt 25.983
Im Hunza Inn frühstückten wir, die Holländer verlegten gestern ihr Quartier nach Chald. Da es auf unserer Route liegt, besuchen wir die Beiden. Aber es ist ein dreckiges Nest, was Sebastian in schlechte Laune versetzt, Henriette ließ sich überhaupt nicht mehr blicken. Weiter führte uns der Weg nach Karimabad.
Beim Bäcker machten wir Pause und versorgten uns mit frischgebackenem Brot. Hunza war der nächste Ort. Dort spielt sich das Leben auf den Dächern ab. Wir trafen auf überwiegend helle Menschen mit roten Haaren.
Wir genossen bei der Fahrt die herrliche Sicht auf die 7-8000ter. Der 4700m hohe Khunjerab Pass, die Grenze von
Pakistan und China, war unser nächstes Ziel. Eine riesige Lawine, die schon vor Tagen abgegangen ist, stoppte uns
kurz nach Shachkatir. Einige allradbetriebene KFZ konnten die ca. 300m lange Passage durchfahren, wir mussten nach
der Hälfte kapitulieren. Später erfuhren wir, dass 50km weiter, eine noch größere Lawine abgegangen ist und die
Strasse komplett blockierte. 5 LKWs waren angeblich verschüttet. Schon die kleineren Lawinen vorher, verhinderten,
dass große LKWs den Karakorum Highway passieren konnten, so auch die Benzin- und Dieseltransporter. Alle Tankstellen
auf unserem Rückweg bis Gilgit waren deswegen schon geschlossen. Unsere Tanks waren auch leer. Nun konnten wir
warten bis die Aufräumarbeiten beendet waren und Nachschub die hinteren Ortschaften erreichen konnten. Aber soviel
Zeit hatten wir nicht, es könnte ja Wochen dauern. In Hunza waren dann unser beider Tanks leer, wir machten einen
Tankwart ausfindig und nahmen ihn mit zu seiner Tanke. Er beteuerte immer wieder, keinen Sprit mehr zu haben. Roland
ging mit ihm zum gemauerten Tank, der Tankwart sperrte einen Deckel auf und man konnte in den leeren Benzinspeicher
mit Hilfe einer Leiter hinunterklettern. Das machten wir dann auch. Mit einem Schöpflöffel konnten wir die letzten Reste aus
Benzinpfützen in einen Behälter füllen. Das gewonnene Benzin schütteten wir über einen Melittakaffeefilter in die Tanks
unserer BMWs. Mit den insgesamt gewonnenen 18 Liter erreichten wir tagsdarauf Gilgit. Bei Dämmerung kamen wir an
den Rakaposhi, der angeblich gefährlichste Berg des Himalaya. Wir machten die Bekanntschaft von Mohammed Ali
Rakaposh, dessen Vater Bergführer in dieser Gegend ist. Er selber studiert Chemie, in den Semesterferien führt er
hier einen Kiosk. In 5 Monaten hat er vor zu heiraten. Im gegenüberliegenden Hotel aßen wir noch 2 Zwerghähnchen und
gingen enttäuscht, weil wir heute ein Teilziel, den Khunjerab, nicht bezwingen konnten.
Bea und Walter stellten uns ein Foto vom erklommenen Khunjerab Pass zur Verfügung.
Rakaposhi 16.04.1996 kmSt. 26.230
Frühmorgens waren wir wieder auf der Strecke in Richtung Chilas. In Gilgit tankten wir die Maschinen und die
Kanister voll und bogen über eine Swinging Bridge in Richtung Skardu ab. Die Strasse war hier eng und kurvenreich,
auch der Belag wechselte oft. Wir bewegten uns auf der linken Seite des Indus und hatten herrlichen Blick auf die
kleinen Oasen, die meist auf der anderen Seite des Flusses waren und mit Tee- oder Reisanbau genutzt wurden.
Die Höfe waren über Hängebrücken erreichbar. Der Indus war dreckigbraun vom feinen Sand, der vom Nordwind
aus China über die Berge bis ins Industal geweht wurde. Auf dem letzten Streckenabschnitt vor Skardu begleiteten
uns hohe Sanddünen. Die staubige Stadt erreichten wir gegen 17 Uhr 30 und entschieden uns für das beste Motel
der Stadt, mit dem Namen "Alamal".
Roland kaufte noch ein paar Mineralsteine, danach gingen wir wieder Chicken essen und schliefen so gut es ging im
verwanzten Zimmer.
Skardu 17.04.1996 kmSt. 26.498
Nocheinmal ließen wir uns von einem Mineralsteineexperten beraten, bevor wir zum Satparasee auf 2600m Höhe fuhren.
Wir trafen dort Wilf, einen ehemaligen Journalisten aus Minden. Er hat schon viel auf der Welt gesehen und gab uns
wertvolle Tipps mit auf unseren Weg. Wir aßen wohlschmeckende Forellen aus dem 3 Grad kalten Gebirgssee. Die Fische
waren bestimmt heilfroh aus dem eiskalten Wasser in die vorgewärmte Pfanne zu kommen.. Der See liegt in einem
eingeschnittenen Tal und wir konnten beobachten, wie einige Lawinen donnernd in den See stürzten. Zurück in Skardu,
bezogen wir das shangria Hoten mit seinen Pagodengebäuden mit den feuerroten Dächern. Es lag etwas außerhalb der
Stadt und war bestimmt für Pauschaltouristen, für die es aber i.M. noch zu früh ist, und so waren wir mit 4 Schweizern
die einzigen Gäste in einem doch weitflächigen Terrain. Die 2.900 Rp Übernachtungskosten handelten wir noch auf
die Hälfte herunter.
Shangria Hotel Skardu 18.04.1996 kmSt. 26.545
Roland hat es vorgezogen, noch einen Tag im Shangrila zu verweilen und dann auf dem Karakorum Highway ins Tourist
Camp nach Islamabad zu fahren. Ich zog es vor, noch ein oder zwei Seitentäler zu machen und verabschiedete mich von
ihm. Es war sehr warm und so fuhr ich ohne Helm, das Ergebnis, bis Chilas brannte mir die Platte. Selbst im Seitenspiegel
sah ich, wie mir das Gesicht verbrannte. Mit Helm fuhr ich dann bis Besham. Für die 440 km brauchte ich doch 10 Stunden.
Dann aß ich 3 Eier, machte einen Spaziergang und legte mich flach.
Besham 19.04.1996 kmSt. 26.985
Bei Thakotfuhr ich dann über die Swinging Bridge nach Rashang, dann nach Mansehra. dort passiert mir, kurz nach dem
Abbiegen in Richtung Muzaffarabad ein kleiner Unfall beim Überholen. Ich rutschte einfach vor dem überholten Auto auf
Rollsplit aus und lag mit meiner BMW auf der Strasse. In dem Auto saß zufällig ein Arzt, der mir gleich behilflich war . Mit
ein paar Kratzern kam ich und auch das Motorrad glimpflich davon. Über den Babasar Pass erreichte ich Mussaffarabad.
Am Kundusfluss waren riesige Zeltlager für Flüchtlinge aus Kashmir eingerichtet. Viele Männer und Kinder fischten am
reißenden Fluss. Über einen rote, lehmigen Weg erreichte ich Kohela und machte Rast. Es war 14 Uhr und an der
Bushaltestelle stiegen einige Passagiere aus und bewunderten mein Motorrad, sie konnten es nicht fassen, dass
das Kashmirgebiet mit einem Zweirad aus dem weitentfernten Deutschland erreichbar sei. Bei meiner Weiterfahrt
verfuhr ich mich und kam, ohne eine Grenze zu passieren direkt ins Kriegsgebiet Kashmir. Viele Panzer, die meisten
defekt, säumten die Strassenränder. Mir kam das schon sonderbar vor und nach 80 km wollte ich mich neu orientieren
und suchte in Uri eine Polizeistation auf. Sie schickten mich umgehend, auf dem selben Weg aufdem ich gekommen war,
zurück nach Kohela und bedeuteten mir, dass ich mich illegal in diesem Gebiet aufhalten würde. Ich machte mich also
auf den Rückweg und erreicht Murree gegen 19 Uhr und bei Finsternis. Hier war die Hölle los, unbeschreiblich dieser
Himalayaort, wo es heißt, es sei das St. Moritz des Himalayas, und das in Pakistan. Geschäfte, Leuchtreklame, Touristen,
englische Musik, sowohl Männer als auch unverschleierte Frauen tummelten sich in den Gassen und in den Restaurants.
Ich wusste vorher nicht, dass das in diesem Land überhaupt möglich ist. In meinem Hotel traf ich eine englische
Jouenalistin mit ihrem Freund. Wir plauschten noch bis in die tiefe Nacht.
Murree, 20.04.1996 kmSt. 27.365
Nach ausgiebigem Frühstück fuhr ich dann die 48 km nach Islamabad zum Touristcamp. Roland quälte sich gerade mühsam aus dem Zelt. Er hatte gestern bei seiner Rückfahrt auch einen Unfall, als er beim Überholen ein entgegenkommendes Fahrzeug streifte, mit seinem rechten Knie. Es war dick geschwollen und bereitete unsagbare Schmerzen. Deshalb beschlossen wir noch einen Tag zu verweilen. Abends saßen wir am Lagerfeuer mit Eva, Halmut aus Aachen, einem Flensburger und einem Innsbrucker. Wir grillten Hähnchen, Würstel und Knoblauchbrot.
Grenzstation Pakistan/Indien 22.04.1996 kmSt. 27.766
Um 9 Uhr waren wir am pakiatanischem Zoll die ersten zur Abfertigung. Hätten wir gewusst, was auf uns zukommt, vielleicht wären wir umgekehrt. Im Hotel gaben sie uns noch den Tip, bei einem Zollbeamten Geld zu tauschen. Das machten wir auch, und schwupps di wupps waren wir auf der Indischen Seite und hatten sofort ein indisches Lokal vor Augen, wo es King Fisher Bier