Kolumbien

Geographie

Naturräumliche Gliederung Kolumbiens

Kolumbien liegt im Nordwesten Südamerikas und grenzt an den atlantischen (1626 km Küstenlinie) und an den Pazifischen Ozean (1448 km). Im Südwesten grenzt Kolumbien an die Nachbarstaaten Ecuador (590 km Grenzlinie) und Peru (1626 km), im Südosten an Brasilien (1645 km), im Nordosten an Venezuela (2050 km) und im Nordwesten an das seit 1903 von Kolumbien abgetrennte Panama (225 km).

Die Gesamtlänge der kolumbianischen Landesgrenze beträgt 6136 Kilometer.

Naturräumliche Gliederung

Kolumbien gliedert sich in fünf unterschiedliche Großräume.

Anden

Die westliche Hälfte Kolumbiens wird von den Anden dominiert, die in drei große Bergketten geteilt sind: die westliche, die zentrale und die östliche Kordillere. Zwischen den Bergketten fließen die großen, teilweise befahrbaren Flüsse Cauca und Magdalena ins Karibische Meer. Der Westen Kolumbiens entwässert über den Atrato in die Karibik, sowie über die Flüsse San Juan und Baudó in den Pazifik. Die Hochgebirge beherbergen die zum Teil aktiven Vulkane Galeras, Nevado del Huila (5.750 m), Nevado del Ruiz (5.400 m), Puracé, Nevado del Tolima (5.215 m) und Nevado de Santa Isabel (4.965 m).

Nevado del Ruiz

Im Norden Kolumbiens, an der Karibikküste gelegen, erhebt sich die 5.775 m hohe Sierra Nevada de Santa Marta, das höchste Küstengebirge der Erde und gleichzeitig die höchste Erhebung Kolumbiens. Die höchsten Gipfel des isolierten pyramidenförmigen Gebirgsmassivs sind der Pico Cristóbal Colón sowie der Pico Simón Bolívar, beide jeweils 5.775 m hoch.

Klimatisch weist der andine Raum die typische, von Alexander von Humboldt beschriebene Höhenstufung tropischer Hochgebirge auf.

Karibisches Küstentiefland

Fluss Putumayo

Das karibische Küstentiefland Kolumbiens ist weitgehend eben und, vom Küstenstreifen abgesehen, relativ dünn besiedelt. Weite Teile des Tieflandes sind von großflächigen Sumpfgebieten geprägt, die eine Verkehrserschließung erschweren. Kolumbien hat Küsten sowohl am atlantischen wie am pazifischen Ozean. Die bekanntesten Inseln im Atlantik sind der Archipel von San Andrés und Providencia (770 km nordwestlich von Kolumbien), mit den Inseln San Andrés, Providencia, Santa Catalina, Roncador, Quita Sueño, Serrana und Serranilla. Die teils unbewohnten Inseln Roncador, Quita Sueño, Serrana zählten bis in den 1980er Jahren zu den Außenbesitzungen der USA, da eine 1972 unterzeichnete Rückgabevereinbarung durch den US-Senat nicht ratifiziert wurde. Der karibischen Küste vorgelagert sind die Insel Fuerte und die Archipele von San Bernardo und del Rosario.

Pazifisches Küstentiefland

Das pazifische Küstentiefland ist, von wenigen Hafenstädten abgesehen, weitgehend unbesiedelt, was insbesondere auf seine immerfeucht-heißen Klimabedingungen zurückzuführen ist. Pro Jahr können bis zu 10.000 mm Niederschlag fallen. Die Region ist weitgehend mit tropischem Regenwald bedeckt und von einer starken Vielfalt von Flora und Fauna geprägt, was eine Erschließung zusätzlich erschwert. Als einzige Verkehrswege dienen praktisch die natürlichen Wasserstraßen, vor allem der Atrato, der in Richtung Karibik entwässert. Im Pazifik liegen die Inseln Malpelo, westlich von Buenaventura, Gorgona, eine alte Gefängniskolonie und Gorgonilla.

Amazonien und Orinokien

Die östliche Landeshälfte Kolumbiens ist durch dicht bewaldetes Flachland charakterisiert, durch das die Flüsse Putumayo, Yapura, Meta und Guaviare fließen, die entweder im Orinoco oder im Amazonas münden, und lässt sich in zwei Großräume unterteilen, deren Unterscheidungsmerkmal in erster Linie die Fließrichtung der Flüsse ist. Der Raum mit den Richtung Orinoco entwässernden Flüssen wird als Orinokien bezeichnet. Er ist in Kolumbien auch unter dem Namen Llanos Orientales bekannt. Das Gebiet ist weitgehend eben und weist als einziges Gebirge die Serranía de la Macarena auf, die zwar naturräumlich dem andinen Raum zugerechnet werden kann, jedoch wesentlich älter als die Andenkordilleren ist, was durch ihre nordwest-südöstliche Orientierung dokumentiert wird. Die Llanos Orientales sind von einer Feuchtsavanne bedeckt, wobei die heftigen Niederschläge der Regenzeit die wenigen Straßen der Region oft unpassierbar machen. Vom Ostfuß der Anden abgesehen, ist das kolumbianische Orinokien weitgehend unbesiedelt.

Tayrona-Nationalpark

Das südöstliche Viertel Kolumbiens umfasst den kolumbianischen Teil Amazoniens. Diese Region ist nahezu vollständig von dichtem Regenwald bedeckt, einer extrem hohen Biodiversität geprägt und mit Ausnahme einer Anzahl indigener Bevölkerungsgruppen kaum besiedelt.

Die großen Seen Kolumbiens erstrecken sich auf die Anden. Einige sind: Laguna de Guatavita, Laguna de Tota, Laguna de Iguaque und die Laguna de La Cocha.

Klima

Park in Cúcuta.

Da der Äquator durch Kolumbien läuft, liegt das Land in der tropischen Klimazone. Der Norden, also die Karibikküste, ist deutlich trockener als der Rest des Landes. Je nach Meereshöhe unterscheidet man vier Klimaregionen. In den Flachländern (Llanos) herrscht tropisches Klima über 24 °C, zwischen 1.000 und 2.000 m gemäßigtes Tropenklima (17–30 °C), zwischen 2.000 und 3.000 m kalttropisches (12–17 °C) und in den Bergregionen (Páramos) ab 3.000 m Höhe hochalpines Gletscherklima (unter 12 °C).

Die Hauptstadt Bogotá liegt in einer Höhe von 2.600 m über dem Meeresspiegel und hat ein Jahresmittel von 14 °C. Jährlich gibt es zwei Regenzeiten (April und Oktober) und zwei Trockenzeiten, die aber nicht extrem ausfallen.

Am Westrand der Anden fällt die größte Menge an Niederschlag. Im südlichen Teil des Landes werden ca. 3.000 mm Niederschlag pro Jahr gemessen, im Norden bis zu 10.000 mm. Einige Orte mit einem Niederschlagsvolumen von bis zu 16.000 mm im Jahr gehören zu den regenreichsten Gebieten der Erde.

In den östlichen Landesteilen regnet es weniger stark. Die Niederschlagsmenge in den Hochtälern und Hochbecken beträgt aufgrund der Regenschattenseite etwa 1.000 mm. Teile der Karibikküste sind aufgrund des Passatwindes sehr regenarm (unter 400 mm jährlicher Niederschlag).

Die ersten Monate der Trocken- bzw. der Regenzeit sind Dezember und Januar sowie Mai bis Juli. Die Touristenorte werden allerdings zu dieser Jahreszeit auch von den Kolumbianern rege besucht. Gegen Ende der Trockenzeit ist das Land verdorrt und am Ende der Regenzeit toben die Tropenstürme. Überschwemmungen sind keine Seltenheit. Im Hochland kann es nachts kalt werden.

Städte

Kolumbiens größte Städte sind die Hauptstadt Bogotá, Medellín, Cali, Cartagena de Indias, Barranquilla, Ibagué, Manizales, Pasto, Cúcuta und Bucaramanga.

Siehe auch: Städte in Kolumbien

Umwelt

Hinsichtlich der Artenvielfalt pro Flächeneinheit belegt Kolumbien weltweit den zweiten Platz. 10 % der weltweit vorhandenen Arten sind auf kolumbianischem Boden vertreten.

53,2 Mio. ha der Fläche Kolumbiens sind mit natürlichen Wäldern bedeckt; 21,6 Mio. ha mit anderen Vegetationstypen der Savannen-, Trocken- und Feuchtgebiete; 1,1 Mio. mit Gewässern, schneebedeckten Gebirgen, urbanen Siedlungen, wenigstens 38,4 Mio. ha der Fläche Kolumbiens werden landwirtschaftlich bewirtschaftet bzw. erschlossen. Die wichtigsten Ökosysteme Kolumbiens sind die feuchten Tropenwälder (378.000 km²), die Savannenebenen (105.000 km²), Auen und Torfwälder (95.000 km²), der Andenwald (45.000 km²) sowie die Nieder- und Amazonaswälder (36.000 km²).

Der größte natürliche Reichtum des Landes ist seine Flora, insgesamt kommen in Kolumbien zwischen 45.000 und 55.000 Pflanzenarten vor, davon allein 3.500 Orchideenarten, also 15 % aller auf der Welt existierenden Orchideenarten. Auch das Tierreich ist mit insgesamt 2890 Landwirbeltierarten sehr vielfältig: mit 1721 Vogelarten sind 20 % aller weltweit vorkommenden Arten und mit 358 Säugetierarten 7 % der weltweit vorkommenden Arten vertreten.

Kolumbien verfügt jährlich über 2,1 Mrd. m³ Wasserressourcen, die aus Feuchtgebieten, Sümpfen, Lagunen, Flüssen und anderen fließenden Gewässern stammen und das Grundwasser speisen.

Heterogene Bodenbedingungen, unterschiedliche Höhenstufen und Klimazonen, die den Übergang und Kontakt zwischen Amazonas und Anden einschließen, bedingen eine große Biodiversität mit einer hohen Anzahl endemischer Arten. Kolumbien ist eines der Länder mit der größten Artenvielfalt pro Gebietseinheit weltweit: Mit nur 0,7 % Anteil an der weltweiten Festlandsmasse vereinigt das Land 10 % aller Tier- und Pflanzenarten des Planeten auf seinem Staatsgebiet. Obwohl Kolumbien den Schutz seiner natürlichen Ressourcen bereits seit den 1970er Jahren vorantreibt, haben neben natürlichen Umweltkatastrophen (häufig entweder bedingt durch extreme Trocken- oder Regenzeiten) vor allem das dynamische soziale und wirtschaftliche Wachstum und die militärischen Auseinandersetzungen in den letzten Jahrzehnten erhebliche Umweltschäden mit sich gebracht.

Andenwald in Antioquia

Mit der Verfassung von 1991 hat sich das Land explizit einer nachhaltigen Entwicklung verschrieben; etwa 60 Verfassungsartikel beziehen sich direkt oder indirekt auf die Umwelt. Den normativen Rahmen für die Ausgestaltung dieser Vorgaben bildet das Gesetz 99 von 1993, durch das ein Umweltministerium als Bestandteil des Nationalen Umweltsystems (Sistema Nacional Ambiental, kurz SINA) geschaffen wurde. Zum SINA gehören neben dem Ministerium unter anderem die Regionalentwicklungsbehörden, die mit dem Management der natürlichen Ressourcen und ihrer nachhaltigen Entwicklung beauftragt sind, städtische Umweltplanungsbehörden und -systeme wie das DAMA in Bogotá und der Ecofondo, der Zusammenschluss aller Umwelt-NGOs. Staatliche Umweltpläne sollen zur Erreichung der ehrgeizigen Ziele beitragen. Allerdings werden den Regionalentwicklungsbehörden unter anderem überhöhte Betriebskosten, fehlende Investitionen in Umweltprogramme und die Aufgabe wieder aufgeforsteter Gebiete vorgeworfen. Diese und andere Mängel sollen deshalb mittels einer weitgreifenden Umweltsektorreform beseitigt werden. Dazu wurde bereits im März 2003 ein Gesetzesvorschlag vorgelegt; darüber hinaus wurde das Umweltministerium im April 2003 zum Ministerio de Ambiente, Vivienda y Desarollo Territorial fusioniert. Derzeit gibt es Bestrebungen, die bereits seit Jahrzehnten bestehende Nationalparkverwaltung (UAESPNNUnidad Administrativa Especial del Sistema de Parques) umzustrukturieren.

Insgesamt wird die bisherige Umweltpolitik von Präsident Uribe oft als Rückschritt bezeichnet, insbesondere, da die Umwelt- und Naturzerstörung als Folge des bewaffneten Konflikts von Jahr zu Jahr steigt.

Biosphärenreservate

Die UNESCO erklärte insgesamt fünf Gebiete in Kolumbien zu Biosphärenreservaten.

  • Parque Nacional Natural El Tuparro (seit 1979) Areal in ha: 548000
  • Nudo de los Pastos (seit 1979) Areal in ha: 175300
  • Parque Nacional Natural Sierra Nevada de Santa Marta (seit 1979) Areal in ha: 2115800
  • Santuario de fauna y flora Ciénaga Grande de Santa Marta (seit 2000) Areal in ha: 493150
  • Parque Nacional Natural Old Providence (seit 2000) Areal in ha: 5348

Bevölkerung

Demografie

Bevölkerungsdichte in Kolumbien

Mit 46,4 Mio. Einwohnern ist Kolumbien nach Brasilien der bevölkerungsreichste Staat Südamerikas und hat auf Grund seiner Geschichte eine sehr diversifizierte Bevölkerungsstruktur. 74 % der Gesamtbevölkerung leben in den Ballungsgebieten und Städten, hauptsächlich in den Tälern des Río Magdalena und des Río Cauca sowie an der Karibikküste. Allein in Bogotá, der Hauptstadt und dem Zentrum der Industrie, lebt etwa 1/6 der Bevölkerung. Auf jedem Quadratkilometer leben durchschnittlich 36 Einwohner. 48,6 % sind Männer und 51,4 % Frauen.

Bevölkerungsentwicklung x1000

Kolumbien ist durch eine sehr ungleiche Bevölkerungsverteilung charakterisiert. 39 Millionen Einwohnern im Andenraum sowie dem karibischen Tiefland steht nur eine Million in Amazonien, Orinokien und dem Chocó gegenüber, d.h. rund die Hälfte der Landesfläche ist weitestgehend unbesiedelt. Mehr als zwei Drittel aller Kolumbianer leben in Städten. Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten Lateinamerikas ist Kolumbien durch ein dezentrales Städtesystem charakterisiert. Neben Bogotá haben sich mit Medellín, Cali und Barranquilla weitere Millionenstädte entwickelt. Darüber hinaus gibt es eine große Anzahl regionaler Zentren mit 200.000–600.000 Einwohnern, wie etwa Cartagena und Santa Marta an der Karibikküste, Bucaramanga und Cúcuta im Nordosten des Landes, Pereira, Manizales und Ibagué in der Mitte sowie Neiva, Popayán und Pasto im Süden. Diese Städte erleben ein sehr dynamisches Wachstum.

Nur 0,3 % der kolumbianischen Bevölkerung sind Ausländer, aber 3 % der Kolumbianer leben im Ausland, davon 35,3 % in den USA, 23,4 % in Spanien und 18,5 % in Venezuela.

Die Lebenserwartung eines Kolumbianers beträgt bei der Geburt 70,4 Jahre. 78 % der Bevölkerung sind jünger als 45 Jahre.

Ethnische Zusammensetzung

Durch einen Schauspieler verkörperte Symbolfigur Juan Valdez, eines typischen kolumbianischen Kaffeeanbauers, als Markenzeichen für den Kaffee des Landes.

Die Bevölkerung setzte sich zur Kolonialzeit aus drei unterschiedlichen Gruppen zusammen: der indigenen Bevölkerung, den europäischen, zumeist aus Spanien stammenden Kolonisten und den importierten Sklaven afrikanischer Herkunft. Verbindungen zwischen diesen Gruppen waren und sind sehr weit verbreitet, so dass die heutige Bevölkerung des Landes aus einer Mischung dieser Gruppen besteht. Den größten Anteil an der Bevölkerung stellen mit 48 % die Mestizen, deren Vorfahren Europäer und Indigene waren.

Während der Kolonialzeit wurde Kolumbien durch Einwanderer aus allen Regionen Spaniens besiedelt. Im frühen 18. und 19. Jahrhundert kamen Franzosen, Italiener, Engländer und Iren hinzu. Weitere Einwanderer kamen aus Deutschland, Libanon, Palästina bzw. dem Nahen Osten.

Zur hellhäutigen Bevölkerung gehören die Weißen, Nachfahren der europäischen Kolonisten, mit 30 % der Bevölkerung. Daneben sind mit 14 % die Mulatten und die Kreolen in der kolumbianischen Gesellschaft vertreten, Nachkommen von Europäern und afrikanischen Sklaven.

Rein afrikanische Vorfahren haben 4 % der Bevölkerung, 3 % zählen zu den Zambos, die von afrikanischen Sklaven und Indigenen abstammen. Im Dorf San Basilio de Palenque existiert die einzige spanischbasierte Kreolsprache in Lateinamerika. Die Menschen dort sind zum größten Teil Nachfahren entlaufener Sklaven und sprechen Palenquero. Kolumbianer von teilweise oder vollständig afrikanischer Abstammung werden zusammenfassend als Afrokolumbianer bezeichnet. Die afrokolumbianische Bevölkerung lebt größtenteils in den karibischen und pazifischen Küstenräumen sowie deren Hinterland.

Der Anteil der Indigenen an der Gesamtbevölkerung beträgt 3,2 %. Sie verteilen sich auf 102 Volksgruppen. 6000 Menschen, die diesen Gruppen angehören, sind von der Ausrottung bedroht. Die indigene Bevölkerung ist in erster Linie in den Hochländern der Kordilleren, besonders im Südwesten des Landes, sowie in den Urwaldgebieten Amazoniens und des Pazifiktieflandes zu finden.

Landflucht und Vertreibung

Die Wanderungsbewegungen vom Land in die Stadt sind massiv und werden dadurch verstärkt, dass ein Großteil der intern Vertriebenen vor dem bewaffneten Konflikt und Menschenrechtsverletzungen in die Großstädte flieht. Viele lassen sich an den Stadträndern sichererer Regionen nieder und werden von der Polizei immer wieder gewaltsam vertrieben. Nach Angaben der internationalen Nichtregierungsorganisation CODHES wurden allein im Jahr 2010 in Kolumbien 280.000 Menschen vertrieben. Damit summierte sich die Gesamtanzahl der Binnenvertriebenen im Land auf 5.200.000. Die Regierung beziffert die Anzahl der Vertriebenen deutlich niedriger mit 109.358 neu Vertriebenen im Jahr 2010 und 3.600.000 insgesamt. Der große Unterschied zwischen den Angaben der Nichtregierungsorganisation CODHES und denen der Regierung ist dem Umstand geschuldet, dass ein beträchtlicher Teil der Vertriebenen nicht im staatlichen Register der Vertriebenen (RUPD) erfasst ist. Nach Angaben der Comisión de Seguimiento de la Sociedad Civil (CSSC) sind 34,3 % der Vertriebenen nicht registriert. Von diesen hatten sich 72,8 % nicht bei den zuständigen Behörden als Vertriebene gemeldet und 26,2 % von ihnen waren nicht im Register eingetragen, obwohl sie sich bei den zuständigen Behörden gemeldet hatten. Die Tageszeitung junge Welt berichtete, dass allein im ersten Halbjahr 2008 in Kolumbien pro Tag durchschnittlich 1500 Menschen aus ihrem Dorf oder Wohnviertel vertrieben wurden. Vor dem Hintergrund des seit Jahrhunderten verbissen geführten Kampfes um Land richtet sich, forciert durch nationale und internationale kommerzielle Interessen, die Mehrzahl der Vertreibungen gezielt gegen Kleinbauern und ländliche Gemeinden. Über 30 % (1,3 Millionen) der intern Vertriebenen sind Afrokolumbianer und 15 % (600.000) Indigene. 96 % der Afrokolumbianer, die als interne Vertriebene gemeldet sind, leben unter der Armutsgrenze.

Die Rechtsanwältin Yenly Mendez vom kolumbianischen Anwaltskollektiv »Humanidad Vigente« (Wirksame Menschlichkeit) berichtete, dass die Menschenrechtsverletzungen in der Amtszeit der Uribe-Regierung zugenommen haben. In den ersten sechs Jahren der Uribe-Regierung habe es 1122 willkürliche Erschießungen durch staatliche Sicherheitskräfte gegeben. Großprojekte zur Rohstoffnutzung würden gnadenlos durchgezogen und störende Bewohner vertrieben. Als Beispiele nannte die Rechtsanwältin ein Goldbergwerk am Mittellauf des Magdalenaflusses, das mit Kapital aus Südafrika betrieben wird, Staudämme für den Betrieb von Kraftwerken, sowie große Ländereien, auf denen Pflanzen für Agrotreibstoffe angebaut werden. Oppositionelle würden mit Drohbriefen und Morden eingeschüchtert. Menschenrechtsorganisationen würden von der Regierung als Verbündete der Guerilla gebrandmarkt, was die paramilitärischen Banden zu weiteren Gewalttaten ermutige. Versuche, eine Diskussion über die gravierenden sozialen Probleme zu führen, würden von der Regierung mit dem Terrorismus in Verbindung gebracht. Verantwortlich für die Vertreibungen seien die einst von Großgrundbesitzern gegründeten paramilitärischen Gruppen, staatliche Sicherheitskräfte und die Regierung. Einer der wichtigsten Führer der Paramilitärs, Salvatore Mancuso, habe zugegeben, dass seine Truppen sogar vom Vizepräsidenten und vom Verteidigungsminister unterstützt werden. Dass gegen die Politiker ein Verfahren eröffnet werde, habe Präsident Uribe bisher durch Druck auf den Obersten Gerichtshof verhindert.

Vertreter der Nationalen Indigenenvereinigung Kolumbiens (ONIC) beklagen die systematische Missachtung der Landrechte der Ureinwohner durch die Staatsführung. In der Amtszeit Uribes habe es mindestens 1200 Ermordete und 52.000 Vertriebene unter den Ureinwohnern gegeben. 18 Volksgruppen seien von der Ausrottung bedroht. Diese Angaben aus dem Jahre 2008 werden in einem Bericht des UNHCR vom August 2010 noch übertroffen. Darin wird gewarnt, dass mindestens 34 indigene Völker in Kolumbien aufgrund der anhaltenden Gewalt auf ihrem Land in ihrer Existenz bedroht sind. Die Zahl der Morde an kolumbianischen Indigenen sei von 2008 auf 2009 um 63 Prozent angestiegen. Der Anteil der Indigenen an Kolumbiens vier Millionen Binnenflüchtlingen beträgt 15 Prozent, bei einem Bevölkerungsanteil von nur 2 Prozent.

Der Anteil der städtischen Bevölkerung ist von 57 % der Gesamtbevölkerung im Jahre 1951 auf 74 % 1994 gestiegen. Dreißig Städte haben mehr als 100.000 Einwohner. Die östlichen Llanos Kolumbiens, die aus 9 Departamentos bestehen und 54 % der Fläche ausmachen, beherbergen nur 3 % der Bevölkerung und haben damit eine Dichte von einer Person pro Quadratkilometer.

Religion

In Kolumbien wird die Religionsfreiheit als Grundrecht garantiert. Dominant ist die römisch-katholische Glaubensrichtung, der etwa 90 % der Bevölkerung angehören, jedoch verzeichnen evangelikale Gruppen in den letzten Jahren ähnlich wie in anderen Staaten Lateinamerikas einen großen Zulauf. Die protestantische Minderheit setzt sich aus verschiedenen Traditionen zusammen; viele davon kommen aus den USA, aber auch aus England, Deutschland und Holland. Neben den Gemeinden, die aus den Missionsarbeiten von Neuapostolischen (ca. 6.000 Kirchenmitglieder), Lutheranern, Calvinisten, Evangelikalen, Siebenten-Tags-Adventisten, Assemblies of God, Zeugen Jehovas (166.049) Mormonen, Mennoniten, und charismatischen Strömungen entstanden, besteht in Kolumbien auch ein Bistum der Episkopalkirche der Vereinigten Staaten von Amerika. Weniger vertreten sind Judentum und Islam. Etwa 1 % der Bevölkerung gehört indigenen Religionen an.

Sprache

Seit der Kolonialzeit wird Spanisch in Kolumbien als alleinige Amtssprache verwendet. Daneben existiert eine Reihe von bedeutenden Minderheitensprachen, die von der indianischen Bevölkerung gesprochen werden. Englisch gesprochen wird auf den Inseln San Andrés und Providencia.

Das kolumbianische Spanisch unterscheidet sich durch regionale Besonderheiten, indem beispielsweise anstatt des Personalpronomens für die 2. Person Singular vos (voseo) verwendet wird (Valle del Cauca, Antioquia, Caldas, Quindío und Risaralda). Weiterhin wird die 2. Person Plural vosotros auch in informeller Sprache durch die 3. Person Plural ustedes ersetzt, die im europäischen Spanisch nur als Höflichkeitsform verwendet wird. Die Verben werden dabei anders konjugiert (im Präsens immer endbetont und mit abweichenden Imperativformen). Darüber hinaus gibt es eine Reihe lexikalischer Abweichungen.

Soziale Situation

Prozent der Personen in Haushalten die unter dem Mindestlebensstandard leben

In Kolumbien leben 25,8 % der Bürger unter dem vom Staat bestimmten Mindeststandard. Das sind 10 Prozentpunkte weniger als noch 1993. Den Daten der Weltbank zufolge lebten im Jahre 2006 mehr als 49 % der Kolumbianer in Armut. Davon galten 7 % als absolut arm, das heißt mit einem täglichen Einkommen von unter einem US-Dollar ausgestattet. Hinsichtlich der realen Kaufkraft, dem Grad der sozialen Ungleichheit sowie der subjektiv gefühlten Armut sagen diese Daten freilich wenig aus. Im Vergleich zu vormals erhobenen Daten der Weltbank zeigen sie jedoch, dass zumindest in relativen Zahlen eine leichte Verbesserung der Armutssituation eingetreten ist (2002: 58 %). Den Daten der CEPAL (Comisión Económica para América Latina) zufolge ist insbesondere keine Abnahme der sozialen Ungleichheit zu beobachten. Wenngleich die Zahl der absolut Armen seit mehreren Jahren kontinuierlich sinkt, hat sich am innergesellschaftlichen Ungleichheitsverhältnis in den letzten 50 Jahren kaum etwas geändert. Nach dem Entstehen einer zahlenmäßig geringen Mittelschicht während der 1940er, 50er und 60er Jahre stagnierte die ungleiche Einkommensverteilung weiterhin auf hohem Niveau. So liegt der von der CEPAL für den Zeitraum 2003/05 errechnete Gini-Koeffizient gegenwärtig bei 0,584 und hat sich damit im Vergleich zu 1998/99 (0,572) weiter verschlechtert. Nach einer im Jahr 2009 veröffentlichten Untersuchung der Nationalen Universität in Bogotá beträgt er 0,59. Der Leiter der Studie, Ricardo Bonilla, betonte, dass Kolumbien damit den schlechtesten Wert „dieser entehrenden Kategorie“ in ganz Lateinamerika aufweise. Gerade die Bevölkerungsteile mit niedrigen und mittleren Einkommen seien in den letzten Jahren in prekäre Beschäftigungsverhältnisse gedrückt worden, ihre Einkommen sind gesunken. Nur ein Drittel der Beschäftigten des Landes verfüge über Sozial- und Krankenversicherungen. Die reichen 20 Prozent der Bevölkerung verfügten über 62 Prozent des gesamten Einkommens und seien damit verantwortlich für den wesentlichen Teil des landesweiten Konsums. Den Anteil der sehr Armen an der Bevölkerung gibt die Studie mit 18 % an.[20] Grundsätzlich lebt man in der Stadt besser als auf dem Land, wobei das Leben in der Hauptstadt mit 19 % unter dem Standard im Vergleich zu allen anderen Ballungsgebieten am schlechtesten abschneidet. Große Fortschritte wurden im Bereich der Schulbildung erreicht, da nur 2,4 % der Kinder nicht regelmäßig die Schule besuchten, im Vergleich zu 8 % 1993. Auch die Anzahl an Familienmitgliedern, die zu dritt oder mehr in einem Zimmer schlafen, ist von 15,4 % auf 11 % gesunken, wobei aber die Familien, die in unsachgemäßen Unterkünften leben, nur von 11,6 % auf 10,4 % gesunken ist.

Geschichte

Großkolumbien

Bereits lange vor der Ankunft der Spanier lebten im Gebiet des heutigen Kolumbiens indianische Hochkulturen, die miteinander Handel trieben und insbesondere die Goldschmiedekunst auf höchstem Niveau beherrschten und die von ca. 4000 v. Chr. bis etwa ins Jahr 1600 Ton zu Figuren und Gegenständen verarbeiteten. Aufgrund der „chaotischen“ Landesnatur entwickelte sich im vorkolonialen Kolumbien jedoch nie ein einheitliches Staatsgebilde, wie dies das Reich der Inka in Peru darstellte. Unter den zahlreichen Indianervölkern, die Kolumbien besiedelten, sind besonders hervorzuheben: die Muisca, die auf den Hochebenen der Ostkordillere lebten; die Tayrona, die mit der so genannten Ciudad Perdida in der Sierra Nevada de Santa Marta eine der frühesten Städte auf dem südamerikanischen Kontinent bauten; die Sinú, die das Gebiet entlang des gleichnamigen Flusses bevölkerten; die Quimbaya im Gebiet der heutigen Kaffeezone an der Westabdachung der Zentralkordillere; und nicht zuletzt die geheimnisvollen Kulturen von San Agustín mit ihren Steinskulpturen und Tierradentro mit ihren bemalten Grabkammern, die bereits lange vor Ankunft der Spanier ihre Hochphasen erreichten.

Kolonialzeit

Kolumbus’ Landung in Amerika

„Entdeckt“ wurde Kolumbien 1499 von Alonso de Ojeda und Amerigo Vespucci und nicht, wie oft angenommen wird, von Christoph Kolumbus, obwohl zu dessen Ehren das Land „Kolumbien“ benannt wurde. Die beiden ersten Entdecker Kolumbiens gelangten zunächst zur Halbinsel „La Guajira“, der sie im Glauben, es handle sich um eine Insel, zunächst den Namen „Isla de Coquivacoa“ gaben. Weitere Landesteile wurden dann später u.a. von Rodrigo de Bastidas oder auch Juan de la Cosa entdeckt, erforscht und oft auch geplündert. Kolumbus setzte nie einen Fuß auf kolumbianischen Boden. Dies taten umso mehr die Conquistadoren, die angelockt von Gold und Smaragden in rascher Folge das Land besetzten, so z. B. Gonzalo Jiménez de Quesada, der 1538 Bogotá gründete, und Sebastián de Belalcázar, der vom heutigen Ecuador aus Städtegründungen in Kolumbien vorantrieb. Aufgrund seiner zentralen Bedeutung für die spanischen Besitzungen im nördlichen Südamerika wurde Bogotá zum Sitz des „Vizekönigreichs von Neu-Granada“ erhoben. Cartagena de Indias entwickelte sich während der Kolonialzeit zu einem der wichtigsten – und bestgeschützten – Häfen der neuen Welt.

Nach der Entdeckung Mittelamerikas durch spanische Seefahrer entstanden mit Santa Marta (gegr. 1525) und Cartagena de Indias (gegr. 1533) die ersten kolonialen Stützpunkte an der kolumbianischen Karibikküste.

Als im Jahr 1537 die ersten spanischen Entdecker unter Gonzalo Jiménez de Quesada in das Andengebiet vordrangen, wurden die Chibcha unterjocht. Von Süden aus Ecuador kommend, eroberte Sebastián de Belalcázar (1495–1551) den Süden Kolumbiens. Von Westen kommend erreichte der Ulmer Kaufmann Nikolaus Federmann (1506–1542) im Jahre 1539 Bogotá, um im Auftrag der Welser die Kolonisation des Landes voranzubringen. Die Spanier erbauten einige Siedlungen, welche die ehemaligen indianischen Handelszentren ersetzten, so zum Beispiel Santa Fé de Bogotá (gegr. 1538) und Tunja (gegr. 1539). Wenig später erfolgte die Gründung einer Provinz, aus der sich das Vizekönigreich Neugranada entwickelte. Der Reichtum des Landes führte in den Jahren 1544, 1560 und 1586 zu Angriffen der Piraten unter Sir Francis Drake auf die zur Festung ausgebaute reiche Hafenstadt Cartagena. 80 Prozent der weltweiten Goldproduktion des 17. Jahrhunderts kam damals aus Kolumbien. In den Goldminen arbeiteten Indianer, von denen viele an Schwäche und den Krankheiten verstarben, die die Europäer eingeschleppt hatten. Danach übernahmen meist afrikanische Sklaven die Arbeit, die im Hafen von Cartagena zu kaufen waren. Die Stadt wurde im Jahre 1741 von einer englischen Armada mit 186 Kriegsschiffen angegriffen und von den spanischen Truppen unter Don Blas de Lezo verteidigt.

Unabhängigkeit

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Kolumbien als Zentralstaat (1908)

Der Konflikt, der zur Unabhängigkeit von Spanien führte, fand in Kolumbien zwischen 1810 und 1819 statt. Am Anfang stand eine Auseinandersetzung zwischen einer Gruppe von amerikanischen Patrioten und dem Spanier José González Llorente in Bogota. Dieser hatte sich geweigert, der Gruppe der Patrioten eine Blumenvase zu überlassen, um die sie ihn gebeten hatten. Die Art und Weise dieser Weigerung wurde von amerikanischer Seite als beleidigend empfunden; daraufhin begannen sie eine Revolte, die sich schließlich zum „Unabhängigkeitsschrei“ ausweitete.

Die zunehmende Herausbildung einer selbstbewussten Oberschicht in den Kolonien, gepaart mit der Schwächung Spaniens zur Zeit Napoleons, führte zur Unabhängigkeitsbewegung. Angeführt von Simón Bolívar, erklärte ein Land nach dem anderen seine Unabhängigkeit. Nach zahlreichen Schlachten (u.a. Pantano de Vargas, Puente de Boyacá) gelang es Kolumbien, seine Unabhängigkeit zu erringen. Der Traum Bolívars von einem „Groß-Kolumbien“, das Kolumbien, Venezuela, Ecuador und Panama vereinte, währte jedoch weniger als zehn Jahre. Das Gebilde zerfiel 1830 in seine Einzelteile und der Befreier verstarb verbittert in Santa Marta.

Zum Präsidenten wurde 1821 Bolívar gewählt. Bolívar versuchte erfolglos die allgemeine Abschaffung der Sklaverei in Kolumbien zu erreichen. Die Großgrundbesitzer hatten eine zu große Macht in der Gesellschaft, als dass nur durch das Gesetz die Sklaverei abgeschafft werden konnte. Erst in den 1850ern erlaubten die Landbesitzer die Abschaffung der Sklaverei. Das Motiv war allerdings, dass eine "freie" Arbeitskraft zu einem sehr niedrigen Lohn für die Landbesitzer noch billiger war.

1830, nach Bolívars Tod, zerfiel die Föderation auch weil Bolívars Versuche gescheitert waren, Peru und Bolivien zu gewinnen. Ecuador und Venezuela erklärten sich für unabhängig. Panama und Kolumbien bildeten Neugranada. Einem Bürgerkrieg ähnlich waren die Zeiten des Konfliktes zwischen Liberalen und Konservativen. Die Liberalen wollten einen Bundesstaat und rekrutierten sich aus dem Bürgertum der Handelsstädte. Die Konservativen wollten einen starken Zentralstaat und kamen aus der Schicht der Großgrundbesitzer. 1863 setzten die Liberalen eine Verfassung durch und nannten den föderalen Staat Vereinigte Staaten von Kolumbien. 1886 erließen die Konservativen eine Verfassung, in der Kolumbien wieder einen Zentralstaat, die heutige „Republik Kolumbien“, bildete. Kolumbien war die erste Demokratie Lateinamerikas und die zweite in Amerika nach den USA.

Erst 1886 gelang es, Kolumbien in einer zentralistisch geführten Republik zu einigen. Diese Republik wurde bereits 1898 erneut auf eine Probe gestellt, als sich die anhaltenden internen Konflikte im „Krieg der Tausend Tage“ entluden. Zwischen 1899 und 1902 kämpften die oppositionellen Liberalen gegen die konservative Zentralregierung, ohne dass eine der beiden Seiten einen klaren Sieg erringen konnte. Der verheerende Konflikt (über 100.000 Tote) wurde schließlich durch einen Friedensvertrag entschärft, der den Liberalen eine zukünftige Regierungsbeteiligung sichern sollte. Nichtsdestoweniger blieb die „konservative Hegemonie“ (seit 1886) noch bis 1930 erhalten. Wesentlich schwerwiegender als die materiellen Verwüstungen des Krieges war jedoch dessen außenpolitisches Nachspiel. So nutzten die USA im Jahre 1903 die Schwäche Kolumbiens aus, um ihre geostrategischen Interessen in Panama durchzusetzen. Für den US-Präsidenten Theodore Roosevelt (1901–1908) war der Bau eines Schleusenkanals über die Landenge von Panama ein militärisches Gebot. Eine Abspaltung begünstigend war auch, dass der Isthmus nur schlecht in den kolumbianischen Zentralstaat integriert war und die dort ansässige Handelsoligarchie sich von Bogotá bevormundet und übergangen fühlte. Zuvor hatte der kolumbianische Senat den von den USA forcierten Bau des Panamakanal unter Verweis auf einen drohenden Souveränitätsverlust abgelehnt, woraufhin die Vereinigten Staaten in Abstimmung mit der panamaischen Separationsbewegung die Unabhängigkeit des Isthmusdepartements erzwangen. Kolumbien war derart geschwächt aus dem „Krieg der Tausend Tage“ hervorgegangen, dass es die von den USA militärisch abgeschirmte Machtübernahme in Panama-Stadt widerwillig akzeptierte.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte Kolumbien eine wirtschaftliche Blütezeit. In den 1920er Jahren machte Kaffee bis zu 90 % der kolumbianischen Exporte aus und ermöglichte es dem Land, in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur zu investieren und die staatlichen Institutionen zu stärken. Die Schattenseite dieses Booms waren zunehmende soziale Spannungen zwischen einer reicher werdenden Oligarchie und einer verarmenden Landbevölkerung. Bis 1929 gedieh die Wirtschaft mit bis dahin unerhörten jährlichen Wachstumsraten. Nach dem „schwarzen Freitag“ 1929 kam es zur Krise und 1930 zum Regierungswechsel. Die Liberalen brachten dem Land eine Bodenreform und die Industrialisierung. Die Ermordung des linkspopulistischen Präsidentschaftskandidaten Jorge Eliécer Gaitán am 9. April 1948 in Bogotá war der Funke, der das Pulverfass zur Explosion brachte. Der bereits seit 1946 in ländlichen Gebieten zwischen Liberalen und Konservativen tobende Bürgerkrieg (La Violencia) wurde nun auch in die Städte getragen.

Bewaffneter Konflikt seit 1948

Zwischen 1948 und 1953 trat die so genannte Violencia (wörtlich „die Gewalt“) in ihre härteste Phase ein. Während der konservative Präsident Mariano Ospina Pérez (1946–50) eine Regierungsbeteiligung der Liberalen anstrebte und auf Mäßigung setzte, schlug sein ebenfalls konservativer Nachfolger Laureano Gómez ab 1950 einen radikalen Kurs ein. Obwohl er wegen seiner schlechten Gesundheit zeitweilig von Roberto Urdaneta ersetzt werden musste, blieb Gómez bis 1953 der bestimmende Mann im Hintergrund. Während seiner knapp dreijährigen Regierung kamen etwa 80.000 Menschen in dem politischen Konflikt ums Leben. Die Violencia, die sich noch bis etwa 1963 hinzog, verursachte insgesamt mehr als 200.000 zivile Todesopfer. Nach Bildung der so genannten „Nationalen Front“ (1958), kehrte trotz einer umfassenden Amnestie unter Präsident Alberto Lleras Camargo (1958–62) noch kein Frieden ein. Der eliteninterne Pakt zwischen den Führern der Konservativen (Kreis um Laureano Gómez) und der Liberalen (Fraktion um Alberto Lleras) hatte ein paritätisches Regierungssystem zur Folge, bei dem sich beide Traditionsparteien im Wechsel von vier Jahren an der Macht ablösten; dabei wurden sämtliche Ämter in der Staatsverwaltung ebenfalls paritätisch nach Parteizugehörigkeit besetzt. Das System, das formal bis 1974 bestand, dessen Wirkung jedoch noch bis in die 80er Jahre spürbar war, verstärkte den bereits bestehenden politischen Exklusivismus. Vor allem linksgerichtete Akteure (FARC, ELN, M-19, Quintín Lame, EPL etc.) sahen sich daher geradezu herausgefordert, mit Gewalt am politischen Prozess teilzunehmen. Von den während der 60er und 70er Jahre entstandenen Guerillagruppen hatten jedoch nur die aus den liberalen bäuerlichen Selbstverteidigungsgruppen (repúblicas independientes) hervorgegangenen FARC direkte Wurzeln in der Zeit der Violencia.

Nach dem kurzen – und für Kolumbien untypischen – Intermezzo einer Militärdiktatur unter dem von einem Teil der politischen Eliten gestützten Gustavo Rojas Pinilla (1953–1957) setzte sich die traditionelle „demokratische Herrschaft“ fort, wobei umfassende soziale Reformen weiterhin ausblieben. Bestimmte Strukturmerkmale des politischen Systems, wie zum Beispiel das starke Übergewicht der Exekutive oder der Ausschluss „radikaler“ Parteien verfestigten sich so mit der Zeit. Die formal älteste Demokratie Südamerikas nahm so den Charakter einer kartellhaften Konkordanzdemokratie an.

Nach den liberalen Wahlsiegen von Alfonso López Michelsen (1974–1978) und César Turbay Ayala (1978–1982) nahmen Korruption und Misswirtschaft zu. Die unterdrückte Opposition und die politische Abhängigkeit von Polizei und Justiz führten zu Aushöhlung des Rechtsstaates. Paramilitärische Verbände hielten Teile des Landes im Auftrag von Militär und Großgrundbesitzern besetzt.

Die zeitgleich an wirtschaftlicher Macht gewinnende Drogenmafia sah sich seit Anfang der neunziger Jahre durch das Eingreifen der USA in den lokalen Drogenkrieg bedroht. Nach der Zerschlagung der großen Netzwerke Cali-Kartell und Medellín-Kartell im Drogenkrieg sind es mittlerweile kleinere dezentrale Netzwerke, die das Rauschgift, dessen Konsum in Kolumbien eine untergeordnete, aber stetig wachsende Rolle spielt, meist in den USA vertreiben

Seit Jahrzehnten dauerte nun schon ein bewaffneter Konflikt in Kolumbien an. Nach einer weiteren Welle von Gewalt und Terror verhängte Präsident Álvaro Uribe Vélez am 12. August 2002 für 90 Tage den Ausnahmezustand. Die im Jahre 2003 von Uribe begonnene Demobilisierung der Paramilitärs drohte zu scheitern. Ein Grund dafür war das spurlose Verschwinden des Gründers der Paramilitärs, Carlos Castaño, ein anderer die Forderung der Paramilitärs, für ihre Taten, einschließlich des Drogenhandels, weder bestraft noch an die USA ausgeliefert zu werden. Kolumbien bleibt weltweit das Land mit den meisten Entführungen und politischen Morden. Ein Großteil der von den UN beanstandeten Menschenrechtsverletzungen geht auf das Konto der Paramilitärs. Der Demobilisierungsprozess löste eine Kontroverse über die Straffreiheit von Personen aus, die massive Verbrechen begangen haben. Daneben wird kritisiert, dass Drogenhändler, die eine Auslieferung an die USA umgehen wollen, sich offiziell als ehemalige Paramilitärs ausgeben und so in den Genuss der Amnestie gelangen.

Ohne Einnahmen aus dem Drogenhandel hätten sich die nichtstaatlichen bewaffneten Akteure in Kolumbien nicht finanzieren können. Ein erfolgreicher Einsatz der Industrieländer gegen Drogenimporte würde daher den Aufständischen schaden. Viele Beobachter halten den Krieg gegen die Drogen, der weitgehend vonseiten der USA unterstützt wird, für weitgehend verloren. Im November 2011 erwog der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos eine begrenzte Legalisierung von Kokain und Marihuana als möglichen Beitrag zur Lösung der militärischen Auseinandersetzung in Kolumbien.

Umweltschutz, Anerkennung kollektiven, indigenen Landbesitzes

1989 wurde das Übereinkommen über eingeborene und in Stämmen lebende Völker in unabhängigen Ländern als Teil der Verfassung verabschiedet. Zwischen 1986 und 1990 erkannte die Regierung über 200.000 km² Regenwaldgebiet in der Amazonasregion als kollektive indigene Territorien (resguardos) an. Zudem wurde eine eigene Kommission für Indianerangelegenheiten und eine für Umweltangelegenheiten eingerichtet.

Seit 1986 war Martín von Hildebrand Vorsitzender der Indigenenbehörde und Ratgeber des Präsidenten Virgilio Barco Vargas. Er gründete ein Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen, eine Stiftung namens Fundación Gaia Amazonas. Er legte das Programm COAMA auf, dass sich um neue Wege des Umweltschutzes in Zusammenarbeit mit indigenen Gruppen bemüht. Die staatenübergreifende Initiative CANOA ist inzwischen in Kolumbien, Brasilien und Venezuela tätig.

Politik

Verfassung

Kolumbien ist seit 1886 eine demokratisch verfasste Republik mit einer politisch starken Stellung des Präsidenten nach US-amerikanischem Vorbild. Die (offizielle) Charakterisierung Kolumbiens als Demokratie beruht in erster Linie auf formalen Kriterien wie regelmäßig abgehaltenen Wahlen und einer oberflächlichen institutionellen Stabilität. In qualitativer Hinsicht weist die kolumbianische Demokratie allerdings Defizite auf.

Der Präsident wird direkt vom Volk für eine vierjährige Wahlperiode gewählt und kann – seit einer kürzlich erfolgten Verfassungsänderung – einmal wiedergewählt werden. Ein Vizepräsident hilft ihm bei den Amtsgeschäften. Der Präsident kann das Parlament auflösen und Neuwahlen erzwingen.

Als Präsidialrepublik ist Kolumbien verfassungsmäßig in die Exekutive, Legislative und Judikative aufgeteilt. Das Parlament besteht aus zwei Kammern, heißt Kongress und setzt sich aus dem Repräsentantenhaus (Cámara de Representantes) mit 166 Sitzen und dem Senat (Senado), der Vertretung der 32 Regionen, mit 102 Sitzen zusammen. Die geltende Verfassung wurde am 5. Juli 1991 nach einem Volksentscheid verabschiedet und gilt als eine der fortschrittlichsten – und umfangreichsten – der Welt. Fast alle Ämter, vom Präsidenten bis zum Abgeordneten, werden direkt vom Volk gewählt. Als volljährig gilt jeder ab dem 18. Lebensjahr und nur Mitglieder der Armee und Strafgefangene dürfen nicht wählen. Der Präsident des Senats und die Senats- und Kongressabgeordneten werden für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt.

Obgleich die Exekutive in formeller Hinsicht der Kontrolle der Judikative (Corte Suprema, Corte Constitucional, Consejo de Estado, Consejo Superior de la Judicatura) der Legislative und sogar einem Ombudsman (Defensor del Pueblo) untersteht, ist in der politischen Praxis ein starkes Übergewicht des Präsidenten zu beobachten. Der von Klientelismus und der Durchsetzung partikularer Interessen gekennzeichnete Kongress hat in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr von seiner Kontrollfunktion eingebüßt. Aktuelle Skandale wie die so genannte parapolítica (etwa 30 % aller Kongressabgeordneten stehen unter dem Verdacht, die Interessen der rechtsgerichteten und illegalen Paramilitärs zu vertreten) haben das Vertrauen in den Kongress erschüttert. Ähnliches gilt für die unterschiedlichen Gerichtshöfe, deren Kompetenzen sich mehrfach überschneiden. Dies führt gegenwärtig zu einer beträchtlichen Lähmung des Justizsystems, das wie alle anderen Teile der Staatsverwaltung unter Korruption und Nepotismus leidet. Infolgedessen ist die sprichwörtliche Straffreiheit (impunidad) zu einem massiven innergesellschaftlichen Problem geworden. Insbesondere das 2004 erlassene Gesetz Gerechtigkeit und Frieden (Ley de Justicia y Paz) hat den weitgehenden Straferlass von mehr als 30.000 Paramilitärs zur Folge, unter denen sich auch zahlreiche „gewöhnliche Kriminelle“ verbergen.

Die verfassungsmäßige Stellung des Präsidenten gegenüber dem Parlament (veto power) ist im Vergleich zu anderen Regierungssystemen der Hemisphäre ungewöhnlich stark und mit der politischen Reform des Jahres 2003 noch dominanter geworden. Der ehemalige Präsident, Álvaro Uribe Vélez, verfügte über eine komfortable Mehrheit so genannter „Uribismo-Parteien“ im Parlament, darunter der Partido de la U. Dabei handelt es sich jedoch keineswegs um historisch gewachsene und straff organisierte Parteien mit einer breiten Basis, sondern um Ad-hoc-Wahlbündnisse. Die Anhänger dieser Wahlplattformen setzen sich überwiegend aus Dissidenten der beiden Traditionsparteien zusammen, die zwar in der Vergangenheit eine große Anhängerschaft mobilisieren konnten, jedoch ebenfalls nicht entlang sozialer Konfliktlinien entstanden sind. Von einem definitiven Ende der klassischen „Zwei-Parteien-Herrschaft“ (bipartidismo) kann daher noch keine Rede sein.

Juan Manuel Santos, amtierender Präsident, Aufnahme von 2010

Obwohl Álvaro Uribe keiner Partei angehört, maßgebliche Verfassungsänderungen vorgenommen hatte (z. B. Wiederwahl) und sich als „Präsident aller Kolumbianer“ gab, bleibt das entscheidende Charakteristikum des politischen Systems unverändert. Noch immer bestimmen die traditionellen Eliten über die Verteilung der Güter und die Ausübung politischer Macht. Die während des Frente Nacional (1958–62) entstandene kartellhafte Konkordanzdemokratie hat somit nur einen oberflächlichen Wandel erfahren. Qualitative Demokratiekriterien wie Partizipation und Pluralismus sind hingegen nur eingeschränkt verwirklicht. Die auf einer massiven Militarisierung beruhende Politik der aktuellen Regierung (seguridad democráctica), gepaart mit dem Kompetenzzuwachs der Exekutive (Estado comunitario) stehen der Entwicklung einer starken Zivilgesellschaft und eines stabilen Rechtsstaates diametral entgegen. Internationale Organisationen wie Amnesty International kritisieren deswegen vor allem die negative Menschen- und Bürgerrechtsbilanz der gegenwärtigen Regierung.

Kolumbien ist Mitglied in der Union Südamerikanischer Nationen, der Organisation Amerikanischer Staaten, der CELAC und der Andengemeinschaft (CAN). Im Rahmen der CAN bemüht sich Kolumbien um den Abschluss eines Assoziierungsabkommens mit der EU. Kolumbien ist außerdem Mitglied der Weltbank, der WTO, der IDB und des IWF, der G3 und den Vereinten Nationen. Beitrittsverhandlungen zum Mercosur werden geführt. Kolumbien hat in den vergangenen Monaten erste Anstrengungen unternommen, um mit den zentralamerikanischen Staaten El Salvador, Guatemala und Honduras ein Freihandelsabkommen zu vereinbaren. Mit den USA hat Kolumbien einen bilateralen Freihandelsvertrag abgeschlossen, dessen Ratifizierung durch das nordamerikanische Parlament im Juni 2007 noch aussteht. Mit der OECD unterhält Kolumbien Arbeitsbeziehungen

Die kolumbianische Nationalflagge trägt die „bolivarianischen“ Farben Gelb-Blau-Rot Das Staatswappen zeigt die Landenge von Panama, den Kondor als Wappentier sowie den Leitspruch „Freiheit und Ordnung“. Die kolumbianische Nationalhymne mit dem Titel „O unverwelklicher Ruhm“ entstand Ende des ausgehenden 18. und des beginnenden 19. Jahrhunderts. Sie wurde von Rafael Núñez geschrieben und von dem Italiener Oreste Sindici vertont. Sie wurde im Jahr 1928 die offizielle Hymne des Landes. Bei offiziellen Anlässen wird nur die erste Strophe gesungen. Als erste Hymne Kolumbiens wird allgemein ein Volkslied aus dem Süden des Landes „La Guaneña“ angesehen.

Menschenrechte

Seit Jahrzehnten schwelt in Kolumbien ein bewaffneter Konflikt zwischen linksgerichteten Guerillatruppen, rechtsgerichteten Paramilitärs und der regulären kolumbianischen Armee. Sämtliche beteiligte Parteien machten und machen sich schwersten Menschenrechtsverletzungen schuldig. Die Opfer stammen mehrheitlich aus der Zivilbevölkerung. Besonders gefährdet sind indigene Gemeinschaften, Afro-Kolumbianer und Kleinbauern, welche in Gebieten leben, die für die Konfliktparteien von besonderem strategischem oder ökonomischem Interesse sind. Millionen Menschen wurden während dieses Konflikts aus ihren angestammten Orten gewaltsam vertrieben. Auch Menschenrechtsverteidiger, Journalisten, Gewerkschafter, Sprecher von Opferverbänden sowie Opfer paramilitärischer Banden, die Restitution ihres Landbesitzes oder Entschädigung fordern, sind besonders gefährdet.

Im Fall von Vertreibungen wird den Opfern häufig vom Staat die Anerkennung als Vertreibungsopfer verweigert. Demzufolge gehen auch die offiziellen Zahlen und jene von Nichtregierungsorganisationen stark auseinander. Gemäß der Regierungsbehörde Acción Social wurden im Jahr 2009 etwas mehr als 154.000 Menschen vertrieben, während die Nichtregierungsorganisation CODHES von mehr als 286.000 ausgeht. Insgesamt hat die Acción Social seit 1997 bis Juli 2010 3,3 Millionen Vertriebene registriert, CODHES dagegen 3,9 Millionen.

Die kolumbianische Regierung hatte 2005 ein Gesetz für „Gerechtigkeit und Frieden“ (justicia y paz) erlassen, das den Grundstein für den Reintegrationsprozess der Demobilisierten und die Entschädigung ihrer Opfer bilden sollte. Die Erfolge sind jedoch mager.

Der Vertreter des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte in Kolumbien, Christian Salazar, erklärte das Verschwindenlassen von Menschen zu einem der „schwersten Menschenrechtsverbrechen“. In den letzten 30 Jahren seien in Kolumbien mehr als 57.200 Menschen verschwunden, von denen nur 15.600 auf offiziellen Opferlisten auftauchten, obwohl die Generalstaatsanwaltschaft wahrscheinlich sogar über mehr als 26.500 Fälle von Verschwundenen informiert worden sei.[36]

Menschenrechtsverletzungen durch Guerillas

Sowohl die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) als auch die Nationale Befreiungsarmee (ELN) begingen im Jahr 2010 weiterhin mehrfach schwere Verstöße gegen die Zivilbevölkerung und das internationale Völkerrecht. Insbesondere die FARC sind häufig für Morde, Bedrohungen, gewaltsame Vertreibung die Rekrutierung von Kindersoldaten und Geiselnahmen verantwortlich zu machen. Sowohl die FARC als auch die ELN benutzen weiterhin die international geächteten Anti-Personen-Landminen, denen sowohl Sicherheitskräfte als auch zahlreiche Zivilisten zum Opfer fielen.

Paramilitärs und deren Nachfolger

Seit 2003 sollen 30.000 Angehörige paramilitärischer Gruppen demobilisiert worden sein. Jedoch gibt es starke Hinweise dafür, dass viele von denen entweder keine Paramilitärs waren oder dem bewaffneten Kampf nicht abschworen. Viele angeblich demobilisierte Truppen setzten ihre Aktionen unter neuer Führung, meist aus dem ehemaligen mittleren Kommando, fort, um die Kontrolle über zahlreiche Gebiete zu erhalten. Terror gegen Zivilisten ist dabei weit verbreitet. Laut Angaben der kolumbianischen Polizei hatten diese Organisationen im Juli 2010 rund 7350 Mitglieder. Die NGO Instituto de Estudios para el Desarrollo y la Paz (Institut für Studien der Entwicklung und des Friedens) schätzte die Zahl der bewaffneten Kämpfer jedoch auf rund 6000, die sich auf 29 der insgesamt 32 Departamentos Kolumbiens ausgebreitet hätten. Die Unterstützung durch offizielle Sicherheitseinheiten ist ein Hauptgrund für das Wiedererstarken der Nachfolgerorganisationen.

Ebenso wie die ehemaligen Paramilitärs sind deren Nachfolger für Drogenhandel, aktive Rekrutierung von Mitkämpfern, weit verbreiteten Missbrauch, wie Morde, Massaker, Vergewaltigungen und gewaltsame Vertreibung verantwortlich. Nach Angaben der kolumbianischen Regierung waren die Bacrim genannten Erben der Paramilitärs für 47 Prozent der 15.400 im Jahr 2010 begangenen Morde in Kolumbien verantwortlich.

Kolumbiens Oberster Gerichtshof hat in den letzten Jahren große Fortschritte bei der Aufarbeitung der Verbindungen zwischen Kongressmitgliedern und Paramilitärs gemacht. Im Zuge des sogenannten „Paraskandals“ wurden Untersuchungen bei bis zu 150 Kongressmitgliedern eingeleitet, die meisten davon aus der Koalition von Ex-Präsident Álvaro Uribe. Letztendlich wurden 20 Anklagen erhoben. Uribes Regierung hatte entsprechende Untersuchungen regelmäßig versucht zu sabotieren, unter anderem mit öffentlichen oder persönlichen Attacken gegen Mitglieder des Obersten Gerichts. Der neue Präsident Santos versprach die Achtung der Unabhängigkeit der Gerichte.

Ein Gesuch der kolumbianischen Koalition gegen Folter (CCCT), das Fakultativprotokoll zum Übereinkommen gegen Folter zu ratifizieren, wurde von der kolumbianischen Regierung abgelehnt. Die Ratifizierung würde es unabhängigen internationalen Organisationen ermöglichen, Inspektionen von Haftorten durchzuführen. Die Ablehnung wurde damit begründet, dass das Protokoll in Kolumbien unnötig sei, weil verschiedene Mechanismen auf allen staatlichen Ebenen existierten, die Folterungen verhüteten.

Kolumbianisches Militär und Straflosigkeit

In den vergangenen Jahren kam es seitens des regulären kolumbianischen Militärs zu einer außerordentlich hohen Zahl außergerichtlicher Tötungen von Zivilisten. Darunter befinden sich die sogenannten „Falsch Positiven“, Zivilisten, die ermordet und in Uniformen der FARC gesteckt wurden, um ein von der Regierung ausgelobtes Kopfgeld für jeden getöteten FARC-Kämpfer zu erhalten.

Die meisten bekannten illegalen Hinrichtungen fanden zwischen 2006 und 2008 statt, als der aktuelle Präsident Juan Manuel Santos Verteidigungsminister war. Nachdem die Zahl der illegalen Hinrichtungen durch Militärangehörige im Jahr 2009 stark abgenommen hatte, gab es im Jahr 2010 nach Angaben der kolumbianischen Nichtregierungsorganisation CINEP wieder 58 Prozent mehr Fälle und 70 Prozent mehr Opfer als im Jahr 2009. Damals waren es sieben Fälle mit 16 Opfern, während 2010 zwölf Fälle mit 23 Opfern registriert wurden. Im Unterschied zu früher würden die Opfer nun nicht mehr als Guerilla-Kämpfer präsentiert, sondern als Verbrecher. Zwischen 2001 und 2010 habe es insgesamt 887 außergerichtliche Hinrichtungen, außerdem Fälle von Folter, Vertreibung und anderen Straftaten durch offizielle Einheiten von Polizei oder Militär gegeben.

Seitens der Militärjustiz werden entsprechende Untersuchungen häufig behindert, indem man sich weigert, entsprechende Fälle an normale Zivilgerichte abzugeben.

Gewalt gegen Gewerkschafter

Kolumbien gilt als eines der gefährlichsten Länder für Gewerkschafter. Von 1997 bis 2010 zählte die Nichtregierungsorganisation für Arbeiterrechte ENS 2800 Morde, zumeist ausgeführt von paramilitärischen Gruppen. Zwar ist die Zahl in letzter Zeit gesunken, jedoch wurden auch zwischen 2007 und 2009 jährlich zwischen 39 und 52 Fälle berichtet.

Menschenrechtsverteidiger

 

Menschenrechtsverteidiger sind regelmäßig Ziel von Bedrohungen oder körperlichen Angriffen. Allein in der ersten Hälfte des Jahres 2010 wurden sieben Aktivisten getötet und 51 waren ernsthaften Bedrohungen ausgesetzt. Zwischen Juli und dem 15. Oktober 2010 wurden gemäß kolumbianischer und internationaler NGOs 30 Menschenrechtsverteidiger und Sozialarbeiter getötet.

Am 08.01.15 um 21 Uhr 30 erreichten wir, nach 76.200 km ( 2.100 Km

Leihwagen in Nova Scotia, 11.000 Motorrad und 63.100 Minna), und

652 Tagen, Südamerika.

Amon und vielen anderen ging es auf der Überfahrt ganz schlecht, da die Fähre strändig mit

5-7 Meter hohen Wellen zu kämpfen hatte.

Nach 19 Stunden auf sehr rauher See, erreichte unsere Fähre Cartagena um 21 Uhr 30. Die Abwicklung 

am Hafen dauerte bis weit nach Mitternacht, bevor wir die Hafenschleuße verlassen durften. 

Amon kochte erstmal eine Frühstückssuppe, während die 5 anderen Fahrzeuge sich eine Nachtbleibe

suchten. Wir fuhren dann noch nachts einwenig durch Cartagena, wobei ich einmal verkehrt in eine

Einbahnstrasse einbog. Es war kein Zeichen vorhanden, die Einheimischen wissen das natürlich, aber

wenn du das erste mal hier anlandest, woher sollst du das wissen? Die Polizeistreife hat darauf gewartet 

und hielt mich an. Wir unterhielten uns in freundlichen Ton, um meine Spende, von 5 Dollar kam ich nicht

herum. 

Um nicht noch weitere Verkehrsvergehen zu begehen, blieben wir an einem ruhigen Platz und nächtigten.

09.01.14 Cartagena 288.905 34.569 10.43072 75.54443

Wir suchten das Bellavista Hotel, wo wir uns mit den anderen treffen wollten. Da meine Navigationsdaten

nicht ganz genau zu stimmen schienen, fuhr ich dem Ford Pickup von Collin und Aurelie hinterher, die

zufällig vor uns auftauchten.  So fanden wir dann auch das Bella Vista und checkten ein. Als alle 5 Autos 

hier angekommen waren, merkten wir dass der Platz sehr knapp für uns bemessen ist. Aber wir rangierten

solange, bis alle einen Stellplatz inne hatten. 

Gegen Nachmittag fuhren wir nach Cartagena Down Town und wurden prompt von der Polizeistreife

gestoppt. Es war Freitag und an diesem Tag dürften keine Motorradfahrer die Stadt befahren. Gleich an Ort

und Stelle wollten sie mein häßliches Entlein konfiszieren. Nach heftigen Diskussionen und einer halben

Stunde entließen sie uns dann doch, um auf dem schnellsten Weg (leicht gesagt, ohne Navi und ohne

Ortskenntnis) in unser Hotel, zurück zu fahren. Wir besorgten noch unsere Einkäufe und trafen bei

Finsternis auf unserem Stellplatz ein.

10.1 bis 12.01.14 Cartagena Bella Vista Hotel 288.933 34.569 10.43489 75.53837

Da spielt doch ein netter Kolumbianer auf einem Orginal aus Deutschland, einer Hohner Quetschen,

Bild extra für den besten Akordionspieler, dem Günther vom Siedlerstammtisch, ich hoffe er

liest die Nachricht und das soll ihn gleich 5 cm größer machen, davon traümt er jede Nacht.

Wir fuhren und liefen durch die traumhafte Altstadt Cartagenas.

Bei unserem Streifzug durch die Stadt, trafen wir Alfonso, einen Boxer, der bei den olympischen 

Spielen in München, 1972 die Bronzemetallie gewonnen hat, obwohl er, wie er uns erzählt, sehr

umstritten, nicht das Finale erreicht hat. Na ja 1972 träumte ich auch noch, einmal Formeleins-

Weltmeister zu werden.

Alfonso Pérez (Boxer)

 

Alfonso Pérez (* 16. Januar 1949 in Cartagena) ist ein ehemaliger kolumbianischer Boxer.

1970 gewann Pérez im Leichtgewicht (-60 kg) die Zentralamerika- und Karibikmeisterschaften und 1971 bei den Panamerikanischen Spielen die Silbermedaille. 1972 erreichte Pérez nach Siegen über Peter Odhiambo, Uganda (5:0), Karel Kaspar Tschechoslowakei (5:0), und Eraslan Doruk, Türkei (3:2), das Halbfinale der Olympischen Spiele 1972. Dieser verlor er gegen László Orbán, Ungarn, mit 3:2 Richterstimmen, womit er die olympische Bronzemedaille gewann.

1973 wurde Pérez Profi. Er bestritt 40 Kämpfe von denen er 27 gewann und 10 verlor. Während seiner Karriere gewann er die kolumbianische Meisterschaft im Feder- und Leichtgewicht und gewann u.a. gegen den späteren Weltmeister Eusebio Pedroza durch KO in der dritten Runde.

Es war Sonntag, die Strände platzten über. Die Kolumbianer genießen ausgelassen ihre Freizeit.

Wir machen eine Stadtrundfahrt mit dem offenen Bus, 50 Dollar für 2 einschließlich den beiden

Eintrittskarten.

Erstmal werden einige Hotels angefahren und der Bus füllt sich. 

Drei der besonderen Attraktionen stehen auf dem Plan.

1. Das Fort San Filippe

lecker, die Mangos.

2. Das Jesuitenkloster Santo Domingo, hoch oben über der Stadt, ja die Pfaffen haben sich schon

immer die besten Plätzchen rausgesucht.

3. Die Altstadt von Cartagena, aber da waren wir ja gestern schon zu Gange.

Cartagena

Geschichte

 
Satellitenbild von Cartagena

Die Stadt wurde am 1. Juni 1533 von Pedro de Heredia gegründet. Sie gilt in der Geschichte als eine der ersten spanischen Stadtgründungen im Norden Südamerikas und erlebte ein schnelles Wachstum als wichtiger Hafen für die Schifffahrt des Kontinents. Die spanische Flotte kam zweimal jährlich von Sevilla oder Cádiz nach Cartagena, um hier spanische Waren wie Waffen, Rüstungen, Werkzeug, Textilien und Pferde zu vermarkten und Gold, Silber, Perlen und Edelsteine zu laden, bevor sie nach Puerto Bello und Santo Domingo weitersegelte.

Auch die niederländischen und englischen Sklavenschiffe, soweit sie überhaupt in spanische Häfen in Amerika einlaufen durften, mussten nach Cartagena. Aus diesem Grund wurde Cartagena häufig von Piraten attackiert und geplündert, beispielsweise 1585 durch Sir Francis Drake, 1697 von den Franzosen unter Jean-Bernard Louis de Saint-Jean, Baron de Pointis, genannt Bernard Desjean, und Jean Baptiste Ducasse. Nach dem Einfall Drakes befestigten die Bewohner die Stadt durch einen 11 km langen Schutzwall und die riesige Wehranlage San Felipe. Die Einfahrt in die Bucht säumten fortan zwei Forts, San José und San Fernando, die nur schwer zu überwinden waren.

Auch die Kirchen in der Stadt gleichen Wehrbauten. 1575 bis 1585 wurde an der Kathedrale gebaut, 1570 bis 1612 wurde das Kloster Santo Domingo errichtet; im 17. Jahrhundert kam das Jesuitenkloster La Compania hinzu. Schon 1610 wurde die spanische Inquisition auch in Cartagena eingeführt, die 1770 einen eigenen Palast bezog und hier eine mächtige Rolle spielte. Cartagena wurde als die Perle von Las Indias bezeichnet, galt nach einem Überfall englischer Piraten 1741, gegen den sich Cartagena behaupten konnte, zeitweilig als uneinnehmbar und als das Beispiel spanischer Militärarchitektur. Die gelagerten Schätze, die nach Spanien transportiert werden sollten, und die stetig ankommenden und abfahrenden Schiffe machten die Hafenstadt aber auch sehr schnell zu einem bevorzugten Ziel von Freibeutern und Piraten. Es wurde – mit Hilfe von Sklaven aus Afrika – ein mächtiger Schutzwall und insgesamt 29 Forts errichtet. Nach der Kriegserklärung Englands an Spanien wurde Admiral Vernon mit einer Streitmacht von 186 Schiffen und 18000 Mann geschickt um Cartagena einzunehmen. Der am 13. März 1740 begonnene größte Angriff der Geschichte Cartagenas musste drei Monate später abgebrochen werden, da keine Aussichten mehr auf Sieg bestanden und die Flotte Vernons von Gelbfieber und Malaria zermürbt war.

Der Jesuit Pedro Claver beschränkte im 17. Jahrhundert seine Hilfe für die zahllosen schwarzen Sklaven, die hier versteigert wurden, nicht auf Massentaufen, sondern bemühte sich in tätiger Nächstenliebe als Arzt um die Verbesserung der menschenunwürdigen Bedingungen, unter denen sie zu leiden hatten, und wurde dafür von der Katholischen Kirche heiliggesprochen. Am 31. März 1741 wurde hier im Zuge des War of Jenkins' Ear die Schlacht von Cartagena zwischen der englischen Armada mit 186 Schiffen unter dem Kommando des englischen Admirals Edward Vernon und den Verteidigern Cartagenas unter Don Blas de Lezo ausgetragen.

Sonnenuntergang in Cartagena

Im November 1811 erklärte der Befreier Südamerikas Símon Bolívar unter dem Eindruck der französischen Revolution und der napoleonischen Besatzung des Mutterlandes die Unabhängigkeit auch für Cartagena und das Ende der Inquisition. Doch die Spanier wollten ihre Kolonien nicht so widerspruchslos ziehen lassen: Im Dezember 1815, nach dem Abzug der napoleonischen Truppen aus Spanien und der Wiederherstellung der spanischen Monarchie, eroberten spanische Verbände unter Pablo Morillo die Kolonie zurück. Erst nach der Schlacht von Boyacá 1821 und weiteren Zusammenstößen im Frühjahr 1822 erlangte Cartagena gemeinsam mit der Kolonie die international anerkannte Unabhängigkeit vom spanischen Mutterland.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Stadt hat sich als eine der schönsten Kolonialstädte Südamerikas behauptet. Cartagena ist die Stadt mit den meisten Touristen und nicht zuletzt wegen der geografischen Lage die sicherste und bestbewachte Stadt in Kolumbien. Wie in allen Großstädten ist wegen der Kleinkriminalität trotzdem Vorsicht geboten. Vom bewaffneten Konflikt zwischen Militär, Paramilitärs (AUC) und Guerilla (FARC, ELN) ist Cartagena kaum betroffen. Die kolumbianische Marine hat in Cartagena ihren Hauptstützpunkt.

Das komplett ummauerte alte Stadtzentrum mit Festungsring und den Stadtteilen Centro mit der Kathedrale und zahllosen Palästen im andalusischen Stil, San Diego, dem Viertel der Händler und der zahlenmäßig kleinen Bourgeoisie sowie Getsemaní, dem Viertel der kleinen Leute und Handwerker, das aus dieser Zeit stammt, wurde 1959 zum nationalen Kulturerbe erklärt und ist seit 1984 UNESCO-Weltkulturerbe. Auf einer Landzunge neben der ummauerten Altstadt liegt die riesige Hotelzone, Bocagrande.

Das karibische Nachtleben in Cartagena de Indias ist legendär, eine touristische Spezialität ist „rumba en chiva“, eine Party im Bus. Die meisten Diskotheken befinden sich in der Calle Arsenal, Getsemaní. Kleinere Clubs und Restaurants befinden sich im Historischen Zentrum der Stadt. In Cartagena entstand die afrokaribische Musikrichtung Champeta, die vor allem in den Armenvierteln der Stadt gehört und gefeiert wird.

Jedes Jahr findet hier das internationale Cartagena Film Festival statt, das FICCI – "Festival Internacional de Cine de Cartagena de Indias".

In der letzten Nacht in Cartagena setzte sich der übriggebliebene Rest der abenteuerlichen 

Panama/Kolumbienodysee an einen Tisch. Wir tranken und waften noch, bis wir uns spätnachts

voneinander verabschiedeten. Unsere Wege gehen morgen wieder in verschiedene Richtungen.

Wer weiß, wen wir wo wiedermal treffen werden.

Am Montag brechen wir wieder mal die Zelte ab und weiter geht es in Richtung Medellin.

Jochen war so nett und gab mir noch die Koordinaten, wo man Propangas, auch in deutsche 

Flaschen füllen lassen kann (10.31974 75.50182 Carta Gas). Es klappte wunderbar und schon 

sind beide Flaschen wieder voll, habe seit La Paz auf der Baja nur die kleine 5,5 Liter verbraucht.

Auf dieser Strecke ist Polizei und Militär sehr präsent, aber immer freundlich und Daumen

nach oben, was heißt, alles ok auf der Strecke, wenn wir vorbeifahren. Einmal wurden wir

gestoppt, aber der Polizist war nur neugierig, wo unser Ziel ist.

Wir fühlen uns beschützt vor den Guerillas in den Bergen.

In Sahagun wurde es finster und wir fuhren in den Hotelparkplatz Emperator, eine Empfehlung

von Overländer. Standplatz, Strom und noch dazu ein Zimmer für 17 Dollar. Da schlugen wir zu.

Die ersten 500 km waren landschaftlich recht eintönig. Flach, immer zwischen 100 und 200

Meter Meereshöhe. Links und rechts waren die riesigen Haciendas abgetrennt, durch Stachel-

draht, von der Strasse. Nur hin und wieder führt ein schmaler Weg zu den Anwesen.

13.01.15 Sahagun Hotel Emperador 289.181 34.621 08.95186 75.45403

Wir fahren entlang eines breiten Flusses, der das Wasser aus den Kordilleren an den Atlantik,

nach Cartagena bringt. Er scheint sehr fischreich zu sein, überall hängen große Bagrifische,

eine Art Catfish, der sowohl im Salz- als auch im Salzwasser vorkommt und ein excellenter

Speisefisch sein soll, wir werden ihn bei nächster Gelegenheit mal probieren.

Irgendwo, kurz nach Caucasia, kamen wir dann doch noch an den River. Amon kochte unser

Mittagessen, Scampis mit Nudeln und Sahnesosse. Danach nahmen wir, direkt an der Fähr-

station, ein erfrischendes Bad im braunen Fluß und testeten danach die Minnaaußendusche,

die ihren Geist noch nicht aufgegeben hat.

Danach erreichten wir die Berge der Westkodilleren. Überall sprudelte das Wasser und die

geschäftstüchtigen Koumbianer winken uns zu einer Autowäsche.

Besser schlecht fahren als gut laufen, würde ich sagen und genau so handeln.

Der Mittlere zog dann doch tatsächlich die Hose runter und zeigte uns seinen nackten

Arsch, aber Amon macht keine obszönen Fotos.

Staus entstehen meist nach irendwelchen Unfällen. Meist sind Motorradfahrer darin verwickelt,

die sowieso 33 % der Fahrzeuge ausmachen. Leider geht das, wie wir alleine heute 2x erlebten,

tödlich aus. 

Als wir die 2000 Meter Grenze uberschritten, wurde, durch den Nebel, die Sicht immer schlechter.

Man muss sehr auf der Hut sein, denn LKW-Fahrer brauchen in Serpentinen oft die ganze Strassen-

breite und nehmen auf Kleinfahrzeuge, wie uns, wenig Rücksicht. Ich wurde an Pakistan erinnert,

damals allerdings mit dem Motorrad, als es immer wieder hieß "go or die".

Kolumbien ist eigentlich anders, als ich es mir vorstellte. Von Gefahr, keine Spur, nirgends waren die

Leute freundlicher und hilfsbereiter. Auch die Lebensmittelpreise sind so, dass man nirgend überlegen

muss, haut der mich jetzt übers Ohr, oder passt es. Ein 400-Gramm Steak, 2kg Ochsenschwanz und

1 Pfund Jungrindleber, für umgerechnet 11 Dollar, beim Metzger, das ist doch ok, oder?

Stellen zum beten gabs dann auch noch, Amon braucht das, ich nicht.

14.01.15 100 km vor Medellin auf 2750 m Höhe 289.503 34.621 06.83092 75.46798

Auf das haben wir lange warten müssen, eine Übernachtung, bei der wir Decken

brauchen, nachts so ca 5 Grad Celsius, wie angenehm und keine Moskitos.

Die Kolumbianer fahren meist ein bisschen schneller als erlaubt und scheuen nicht

das Risiko. Wenn es welche übertreiben, endet das oft so:

Wir erreichten Medellin über Bello in der Mittagszeit. Auch hier verursachten Unfälle größere

Staus. Ansonsten war der Verkehr in Medellin richtig gut, wir besichtigten die Stadt auf eigene

Faust und durchquerten sie 3 oder 4 Mal.

Medellin ist in einem breiten Tal eingebettet. Die steilen Hänge, links und rechts, sind bis hoch

hinauf mit roten Backsteinhäusern bebaut. Für die Ärmeren ist es sehr mühsam, die steilen

Wege und Straßen zu erklimmen. Die Reicheren fahren mit ihren Autos oder mit der Metrocabin-

Bahn. In Nord-Süd-Richtung kommt man sehr gut mit der modernen Metro voran, für einen Dollar,

unbegrenzt, bis man irgenwo das Metroarenal verlässt.  

15.01.15 Medellin  289.634 34.621 06.20857 75.57596

Wir benutzten Metro, sowie die Cabinbahn und es war ein herrliches Gefühl, Medellin von 

oben betrachten zu können. Eine Seilbahn führte uns dann sogar auf 2.300 Meter in einen

Nationalpark. Dort kann man spazierengehen, oder Spezialitäten probieren, was uns mehr

zusagte.

gegrillte Champinions mit speziellen Gewürzen

Wieder abwärts über die Armenviertel Medellins.

  Frühere Welt-Mordhauptstadt ist heute angesagt

Medellín galt einst als gefährlichster Ort der Erde – nun wurde die kolumbianische Metropole zur "innovativsten Stadt der Welt" gekürt. Doch nicht überall ist der Aufschwung angekommen.


Die Seilbahn „Metrocable“ ist Teil des öffentlichen Nahverkehrs in Medellín. Sie verbindet die Armenviertel auf den Hügeln mit den besseren Vierteln im Tal

Foto: picture alliance / dpa Die Seilbahn "Metrocable" ist Teil des öffentlichen Nahverkehrs in Medellín. Sie verbindet die Armenviertel auf den Hügeln mit den besseren Vierteln im Tal

Die gute Nachricht war lange erwartet worden und als sie eintraf, wurde erst mal gefeiert. "Das ist der Lohn für zehn Jahre Arbeit und hohe Ausgaben für Bildung, Verkehr und Gesundheit", jubelte Juan Pablo Ortega, Leiter der Initiative "Ruta N" – ein Unternehmen, das aus einer "Mordmetropole" eine sichere und moderne Stadt machen sollte.

Anfang März 2013 war es soweit: Medellín, Hauptstadt von Kolumbiens Department Antioquia, wurde von City Bank und "Wall Street Journal" zur "innovativsten Stadt der Welt" gekürt. Damit setzte es sich gegen die Finalisten New York und Tel Aviv durch.

Medellín – der Name stand Jahrzehnte lang für den gefährlichsten Ort auf dem Globus. Das Drogenkartell unter Pablo Escobar hielt die Drei-Millionen-Metropole im Griff. Bomben, Raubüberfällen und Entführungen waren an der Tagesordnung.

Seine Schwadronen ermordeten Gegner und Konkurrenten, kauften Richter und erpressten Politiker, brachten Terror über das Land und bauten ihre Kontrolle über den US-amerikanischen Kokainmarkt aus. 381 Morde kamen auf 100.000 Einwohner – damit war Medellín Anfang der 90er-Jahre "Mordhauptstadt der Welt".

 

Die Kartelle gelten als zerschlagen

 

Inzwischen gelten die Kartelle als zerschlagen. Escobar, der 1993 im Kugelhagel der Polizei starb, ist heute ein Konterfei auf makaberen Souvenirs. Fremdenführer bieten Touren zu seinem Grab und Wohnhaus an, ein Interview mit seinem Bruder Roberto inbegriffen.

Ein paar Unverfrorene legen noch immer Blumen auf seine letzte Ruhestätte, denn Escobar gab den Menschen auch Arbeit und baute Sportplätze für die Jungen. Doch die blutigen Zeiten seines Kartells sind Geschichte.

 

Medellín hat sich mittlerweile als Stadt der Mode, Models und Schönheits-OPs einen Namen gemacht. Kliniken, Getränke- und die Textil-Hersteller schaffen Wohlstand. Jenseits der Bergkante, oberhalb des tiefen Tals, in das sich die Stadt mit ihrem ganzjährig sommerlichen Klima schmiegt, haben die fleißigen Paisas – "Landbewohner", wie die Menschen aus Antioquia genannt werden – einen modernen Flughafen mit Verbindungen auf den ganzen Kontinent gebaut.

Kolumbiens "Schwaben" brachten nicht nur den Maler Fernando Botero und den Pop-Sänger Juanes hervor, sondern auch den vormaligen Regierungschef Álvaro Uribe (2002-2010), der – wenngleich umstritten wegen seiner Nähe zu Paramilitärs – den Krieg mit der Farc-Guerilla so gut wie austrocknete. Inzwischen wird auf Kuba mit den Rebellen verhandelt.

 

Medellín besichtigt man aus der Luft

 

Die "innovativste Stadt der Welt" besichtigt man am besten aus der Luft. In einer Gondel der "Metrocable", die seit einigen Jahren die Armenviertel an den Hängen mit dem öffentlichen Nahverkehr im Tal verbindet. Der Blick schweift über Blechdächer und Gänge, belebte Gassen und bunt behängte Wäscheleinen. Man sieht spielende Kinder, Tagediebe und Werkstätten unter freiem Himmel. Manches Gehöft glänzt in frischem Grün, Gelb oder Violett.

Und bergauf schieben sich drei schwarze Würfel ins Bild: die Biblioteca España, die Spaniens König Juan Carlos 2007 eröffnete und die den Anwohnern Bildung und Zukunft geben soll. In dem postmodernen Bau des kolumbianischen Architekten Giancarlo Mazzanti geben liebevoll gestaltete Tafeln Erläuterungen zum friedlichen Miteinander in der Comuna, wie die Armensiedlungen genannt werden.

Auf den Bänken vor dem Eingang schmusen junge Pärchen in der Sonne. Und auf dem Bord der Bücherausgabe liegen die Sonderbeilagen der Zeitungen anlässlich der Verleihung des Innovationspreises. Diesen lässt sich entnehmen, dass Medellín noch mehr will – nicht nur das Welt-Städteforum 2014 und die Jugend-Olympiade 2018, sondern auch zur Filmmetropole avancieren.

"Der Innovationspreis ist eigentlich eine Farce", sagt dagegen Ivan Dario Ramírez von der Hilfsorganisation "Frieden und Demokratie". Ebenso hätte man Lissabon auszeichnen können, wo es öffentliche Aufzüge und Seilbahnen seit über hundert Jahren gibt. Seine Organisation kümmert sich um Jugendliche der Armenviertel, die in Bandenkriege verwickelt sind.

 

"Mordrate hat wieder zugenommen"

 

Wie etwa jenes Mädchen, die sich in einen Bandenführer verliebte und zur Zielscheibe für dessen Rivalen wurde. Ramírez musste die gesamte Familie umsiedeln. Von der Terrasse seines Büros im obersten Stock eines Backstein-Blocks im Zentrum zeigt er auf die umliegenden Hänge mit den Armenvierteln im blassen Dunst: "Die Mordrate hat wieder zugenommen, und zwar dort."

Nach offiziellen Angaben waren es in den ersten drei Monaten des Jahres 295 Morde vornehmlich in den Comunas – knapp 16 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2012. Extrem wenige zwar im Verhältnis zu den Zeiten von Escobar. Aber eben doch der Beweis, dass die Gewalt andauert.

"Projekte wie Metrocable und Bibliotheken, die uns den Innovationspreis bescherten, haben die Armenviertel zwar aufgewertet", sagt Lucía González von der kirchlichen Hilfsorganisation "Glaube und Kultur". Viele Anwohner der insgesamt drei Seilbahnen fühlten sich mehr beachtet und hätten ihre Häuser und Gassen verschönert.

"Doch die Gewalt in den Comunas ist schlimm." González in ihrem blitzweißen Büro im Villenviertel El Poblado zeigt auf die aktuelle Ausgabe des "Colombiano". "Lesen Sie den Beitrag von unserem Erzbischof", sagt sie. "Wie kommt es, dass die Infrastruktur besser wird, gleichzeitig die Armut zunimmt?", fragt Monseñor Tobón in einem offenen Brief.

 

"Tote sind schlecht fürs Geschäft"

 

"Wie kann es sein, dass 97 Prozent aller Morde im Zusammenhang mit dem Drogengeschäft stehen?", und: "Wie kommt es, dass ein Leben in Medellín so wenig wert ist, dass sich so gut wie jeder einen Auftragsmörder leisten kann?"

"Im Zentrum ist es besser geworden, aber in den Comunas herrschen Kriege", so González. Rivalisierende Clans würden die Anwohner und Jugendlichen tyrannisieren, durch Erpressungen etwa von Bus- und Taxifahrern, vor allem aber durch den Drogenhandel würden anonyme Capos, die nicht selten im Ausland lebten, sowie ihre Handlanger nach wie vor Vermögen anhäufen.

"Der Unterschied ist: Früher waren spektakuläre Anschläge und viele Opfer Ausdruck der Macht der Kartelle, heute sind Tote schlecht fürs Geschäft." Vor einigen Monaten etwa wurde ein Rapper ermordet. Wegen einer Lappalie. Kurz darauf wurde dessen Mörder erschossen, mutmaßlich durch ein Banden-Mitglied. Der Rapper-Tod hatte zu viel Aufmerksamkeit erregt.

 

Rapper sind wichtige Partner

 

Rapper sind für González wichtige Partner. Denn neben Prävention, Bildung und Betreuung schon im Kindergartenalter ist die Zusammenarbeit mit den Künstlern ein Schlüssel beim Kampf gegen die Gewalt. "Sie sind große Identifikationsfiguren in einer Welt, wo nur Waffen Achtung verschaffen." Einer von ihnen ist José David Medina, seit 20 Jahren auf der Bühne. Er nippt bescheiden an seinem Wasser, nachdem er auf die Minute pünktlich im Café erschienen ist.

"Meine Texte?", fragt er zurück und fährt sich über das kurz geschorene Haupt. "Sie handeln von der Brutalität, vom Krieg, von den täglichen Drohungen, von der Angst aber auch von der Hoffnung." Dann ruft er ein Taxi. Es geht zur Probe, seine Band "FB7", die es schon nach Deutschland schaffte, tourt bald durch Mexiko.

Die Fahrt führt durchs enge Zentrum auf breiter Chaussee. Dann geht es bergan bis die Häuser kleiner werden und in die Comuna 13, wo der Proberaum liegt. Jetzt, in der Dunkelheit, ist ein Fortkommen nur im Fahrzeug möglich, zu Fuß könnte es schnell gefährlich werden.

 

Hinter der Eisentür herrscht Frieden

 

Doch hinter der Eisentür des Proberaums herrscht Frieden. Das kleine Gebäude hat einen Innenhof mit tropischen Pflanzen und bemalten Fahrrädern. "Hiphop ist ein Katalysator", sagt Medina, im Hauptberuf Sozialarbeiter. Musik bringt Ansehen und wer singt, der schießt nicht, auf diese Formel könnte man es bringen. Hat sich Medellín verändert? "Ja", lautet die Antwort. Ist es besser geworden? "Nein." Und dann singen Medina und seine Musiker von der Angst und von der Wut. Und von der Liebe in Zeiten der Comuna.

Im Zentrum von Medellín, an der Plaza Botero, lehnen Süßigkeitenverkäufer an den wülstigen Hunden, fetten Katzen, aufgeplusterten Pferden des Künstlers, die das Pflaster bevölkern. Dem angrenzenden gleichnamigen Museum, der Hauptattraktion der Stadt, hat ihr berühmtester Sohn einen Großteil seiner Werke vermacht.

Als vorerst letztes kam 2009 der "Tote Pablo Escobar" (2006) dazu, von Kugeln durchsiebt auf einem Hausdach liegend. "Als Zeugnis für die gewaltgeprägte Vergangenheit Medellíns", steht auf einer Tafel. Und als Fingerzeig, dass sich die Kunst am besten auf deren Bewältigung verstehe. Nicht allein Botero sieht es so.

Für unser Übernachtungsquartier wählten wir das Hostel Blacksheep aus. Aber kurz bevor wir es

erreichten wurde uns von freundlichen Kolumbianern ein Platz zum Parken angeboten, direkt 

vor deren Elektrogeschäft. Wir nahmen das natürlich an und bekamen noch kurz Besuch von

Katherina und Jochen mit Sohnemann Moritz. Sie übernachteten mit ihrem LKW 200 Meter 

weiter in der selben Straße.

Am nächsten Morgen fuhren noch ein paar mal quer durch die City, bevor wir uns am

Nachmittag in Richtung Süden aufmachten.

Auf 2.250 Metern übernachteten wir bei angenehmen Themperaturen.

Und immer wieder die Mautstationen, so alle 80 km verlangen sie 3-4 Dollar.

Das läppert sich, da auch der Diesel mit 1,2 Dollar zu Buche schlägt, macht 

Kolumbien zu einem recht teuerem Reiseland.

weiter WR 22a nach Medellin

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